Wolf Stieglitz erklärt die Welt der Zapfen

Im Botanischen Garten präsentierte der Sammler seltene und spektakuläre Exponate.

Wolf Stieglitz erklärt die Welt der Zapfen
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „An ihren Zapfen sollt ihr sie erkennen“ — unter dieser Überschrift hat Wolf Stieglitz am Samstagnachmittag zu einer Führung durch seine Zapfensammlung ins Gartenzimmer des Botanischen Gartens an der Elisenhöhe eingeladen.

Der ehemalige Vorsitzende und aktuelle Geschäftsführer des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal, sammelt seit 30 Jahren Zapfen, hat es inzwischen auf rund 420 Exemplare gebracht. „Damals haben meine Frau und ich an einem Koniferen-Bestimmungskurs teilgenommen. Der Experte erklärte, dass zwar alle Zapfen unterschiedlich aussehen, aber den gleichen Bauplan haben. Das fand ich so interessant, dass ich angefangen habe, zu sammeln“, erinnert sich Stieglitz an die Anfänge.

Seine Sammlung ist eine der größten privaten Zapfensammlungen Deutschlands und war zunächst als Wanderausstellung geplant. 1993 fand die erste im Fuhlrott-Museum statt. Von dort ging es nach Würzburg, Brüssel und Leverkusen und schließlich in den Elisenturm.

Stieglitz betreut und vervollständigt sie, über die Stadt ist sie versichert. Inzwischen hat der Sammler seine Ausstellung dem Botanischen Garten zur Verfügung gestellt, so dass die Zapfen im Gartenzimmer ihre Heimat gefunden haben.

„Sammler tauschen sich aus, denn unser Ziel ist es ja, von jeder Gattung einen Zapfen zu haben“, erklärt Stieglitz und ist ein bisschen stolz, seinen Gästen an diesem Tag „die Blaue Mauritius“ unter den Zapfen, die er erst vor wenigen Tagen bekommen hat, präsentieren zu können. „Es ist der Zapfen eines lebenden Fossils aus Australien. Ein Baum, der nur schwer zu beziehen ist, weil er sehr frostempfindlich ist.“ Das Prunkstück trägt den Namen „Wollemis-Nobilis“, benannt nach einem Stamm der Aborigines, den Ureinwohnern Australiens.

Auf neun großen und zwölf kleinen Holztafeln sowie in elf Glaskästen sind die zum Teil sehr imposanten Zapfen an den Wänden des Gartenzimmers zu sehen. Neben allgemeinen Erklärungen, zum Beispiel über den Aufbau, die Konstruktion des Zapfens, werden die Familien, Gattungen und Arten der Koniferen sowie verwandter Familien vorgestellt. Stieglitz, der nicht zuletzt durch seinen Beruf als Apotheker dem Botanischen Garten sehr verbunden ist — „ich habe den Heilpflanzen-Garten hier mit konzipiert“ — erklärte, dass man als Laie von den Nadelgehölzen sprechen würde. „Sie haben aber alle eins gemeinsam, sie sind Nacktsamer. Die Pollen werden durch den Wind in Bewegung gesetzt. Die verschiedenen Familien sind durch unterschiedliche Fruchtformen charakterisiert.

Bei den Nadelbäumen oder Koniferen sei der Zapfen die typische Fruchtform. Zapfen entstünden aus den verholzten und vergrößerten weiblichen Blütenständen. „Beim Wacholder spricht man von Beerenzapfen. „Wenn man genau hinguckt, dann erkennt man drei Schuppen. Der oberste schließt sich nach der Bestäubung zusammen und wird fleischig, wodurch eine kugelige Scheinbeere entsteht.“

Zur Gattung der Nacktsamer zählen auch die Palmfarne, die ja keinen Stamm haben. Das Gegenteil der Nacktsamer sind die Bedecktsamer. Hier nennt Wolfgang Stieglitz den Apfel als Beispiel. Seine Samen, seine Kerne liegen innen im Apfelgehäuse, sind also bedeckt. Dann lässt er unter seinen Zuhörern einen fossilen Zapfen weiterreichen: „Er ist etwa 125 Millionen Jahre alt, hat aber denselben Bauplan. Die Entwicklung war also schon abgeschlossen.“

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