„Lass die Schwere los“: Tauchen als Therapie für Rehapatienten

Verein will Rehapatienten und Behinderten zu neuem Körpergefühl verhelfen.

„Lass die Schwere los“: Tauchen als Therapie für Rehapatienten
Foto: privat

Sonnborn. Andreas Zabkar formt Daumen und Zeigefinger zum O. Es ist alles in Ordnung. Die Maske sitzt perfekt über Nase und Augen. Die Atmung durch das Mundstück funktioniert. Noch ein Blick auf seinen Rollstuhl am Beckenrand, dann stößt er sich mit seinem gesunden Arm ab. Langsam geht es in die Tiefe. Der Bleigürtel hilft nach. Bald ragt nur noch ein Teil der Tauchflasche aus dem Wasser, dann ist Zabkar unter der Wasseroberfläche verschwunden. Viel zu entdecken gibt es nicht, nur zwei Paar nackte Füße. Die gehören den Tauchlehrern Anke und Jan Hengelmolen, die ihn bei seinem zweiten Tauchgang im Bewegungsbad des Rehazentrums Wuppertal am Sonnborner Ufer begleiten.

Trotzdem ist es für den 44-jährigen Wuppertaler ein Riesenabenteuer: 2009 erlitt er am Arbeitsplatz eine Gehirnblutung. Seitdem ist Andreas Zabkar halbseitig links gelähmt. Gabriele Eckhardt, Physiotherapeutin und Inhaberin des Rehazentrums Wuppertal und weiterer Einrichtungen in Haan und Solingen, entdeckte ihren Rehapatienten für das Therapietauchen.

Inzwischen ist seine Tauchstunde beendet. „Wir Gelähmten kämpfen mit der Schwerkraft“, sagt Zabkar. Und: „Unter Wasser fühlt man sich viel freier.“ Für Menschen wie den halbseitig gelähmten Wuppertaler haben Anke und Jan Hengelmolen mit Gabriele Eckhardt und Physiotherapie-Kollegin Gerlinde Haase 2013 den Verein „Lass die Schwere los“ gegründet.

Zabkar sitzt noch Stunden nach seinem Taucherlebnis viel entspannter und unverkrampfter aufrecht in seinem Rollstuhl. Mit ihrem Verein „Lass die Schwere los“ hoffen die Gründer, mehr Menschen die Chance des Loslassens ermöglichen zu können. Eine Therapie für Körper und Seele, die die Krankenkassen nicht finanziert und die zeit- und personalaufwendig ist, da der Patient erst tauchen lernen muss, bevor die Therapie unter Wasser starten kann.

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