In anderthalb Tagen nach Sizilien rollen

Andrea Tomasello ist per Bus in 35 Stunden von Wuppertal in seine italienische Heimat gefahren.

In anderthalb Tagen nach Sizilien rollen
Foto: Robert Schlesinger/DPA

Elberfeld. Andrea Tomasello hat viel Geduld und ist eher schmal. Beides brauchte der Sizilianer für seine Reise in die Heimat: 35 Stunden saß er im Bus von Wuppertal nach Catania im Süden Italiens. Zweimal pro Woche bietet ein sizilianisches Busunternehmen eine Direktverbindung an, die gerade bei spontanen Fahrten deutlich billiger ist als ein Flug oder eine Bahnfahrkarte.

In anderthalb Tagen nach Sizilien rollen
Foto: Stefan Fries

Um vier Uhr morgens stand Andrea Tomasello deshalb an der Fernbushaltestelle in Oberbarmen. „Aber da war niemand“, erzählt der 28-Jährige, der in Wuppertal als Architekt bei einem Immobilienunternehmen arbeitet. Dann klingelte sein Handy und das Busunternehmen war dran: Kein Bus erwartete ihn in Wuppertal, sondern ein Pkw. „In dem Moment hatte ich schon ein bisschen Angst — ich wusste ja nicht, wohin mich dieses Auto fahren würde“, sagt Tomasello.

Der Fahrer holte noch weitere Passagiere in Remscheid und Solingen ab und brachte alle zum Kölner Flughafen. Dort stand schon der Bus bereit. „Am Anfang hatte ich zwei Plätze für mich - das war total angenehm“, erinnert sich Tomasello. Doch je weiter der Bus Richtung Süden rollte, desto mehr Passagiere stiegen ein.

„Das waren fast alles Italiener, rund die Hälfte davon aus Sizilien, und maximal fünf Deutsche.“ Immer wieder unterhielt sich der Wahl-Wuppertaler mit seinen Mitreisenden. Die Geschichten ähnelten sich: Da die zumeist jungen Italiener in ihrer Heimat keine Arbeit fanden, kamen sie nach Deutschland, um dort einen festen Job zu finden.

Einig waren sich alle darin, wie schwer die deutsche Sprache zu lernen sei. Wobei Tomasello, der in einer WG wohnt, nach drei Monaten das Deutsche schon sehr gut beherrscht. Überrascht war er, dass der Bus durch die Schweiz acht Stunden brauchte. „Die Landschaft dort ist aber sehr schön.“ Spätestens alle vier Stunden, meist aber auf Bitten der Passagiere schon früher, machte der Fahrer eine Pause. Am Ende des ersten Tages hatte Tomasello jedoch die Raststätten-Sandwichs satt.

„Als ich zu Hause ankam, habe ich erst einmal eine große Portion Pasta gegessen.“ In der Nacht war er dankbar, dass er mit seinem Sitznachbarn auf dessen Laptop einen Film gucken konnte. Ein bisschen Schlafen gelang auch, nachdem Andrea Tomasello sich schon um 3 Uhr früh auf den Weg zur Bushaltestelle machen musste.

Während in Deutschland und in der Schweiz immer wieder Fahrgäste zustiegen, blieb die Besetzung von Mailand bis Neapel gleich: „Da ist niemand ausgestiegen.“ Die meisten Passagiere wollten nach Sizilien. Die Tour endete in einem kleinen Dorf, weil dort der Busfahrer wohnte. Tomasello jedoch stieg schon vorher in Catania aus, wo ihn seine Eltern an der Haltestelle abholten. Eine Stunde Verspätung hatte der Bus bis dahin eingefahren. Zurück nahm er das Flugzeug; diesmal hatte er einen erschwinglichen Preis ergattert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort