Wuppertal Franz Heinrich Siesmayer: Der Mann, der die Hardt plante

Franz Heinrich Siesmayer hat die Landschaftspläne für die Parkanlage und den Zoo entworfen. Sein Ururneffe hat jetzt ein Buch über ihn veröffentlicht.

Elberfeld. Die Topografie des Tals der Wupper und seine es einrahmenden Berge waren von je her eine Herausforderung für Landschafsarchitekten. Einer von denen, die diese Herausforderung annahmen, war Franz Heinrich Siesmayer, der am 26. April vor genau 200 Jahren zur Welt kam.

Der in Groß-Karben geborene Landschaftskünstler gilt auch als Schöpfer des Zoologischen Gartens in Sonnborn und als der Architekt der Hardt-Anlagen. Zwei Wuppertaler Sehenswürdigkeiten, die sich nach wie vor steigender Beliebtheit erfreuen und noch immer die Handschrift des begnadeten, aber auch sehr selbstbewussten Landschaftsarchitekten tragen, der am 22. Dezember 1900 in Frankfurt am Main verstarb.

„Nur vorwärts, nicht verzagt, nicht viel nach links und rechts gefragt. Mit Gott gewagt“ war der Wahlspruch des Landschafts-Visionärs. Klein, hager, stets mit schwarzem Gehrock und Zylinder gekleidet und von eher schmucklosem Äußeren war er, jedoch eine durchaus durchsetzungsstarke Persönlichkeit. Offensichtlich auch ein „militanter“ Nichtraucher, in dessen Gegenwart Gehilfen und Arbeiter es nicht wagten, dem Tabak-Genuss zu frönen. So energisch Siesmayer auch auftrat und keine Widerrede duldete, stellte doch die Bedienung des damals erfundenen Rasenmähers ein unlösbares Problem für ihn dar. Er war nämlich zu klein und körperlich zu schwach, das schwere Ungetüm zu bedienen und ärgerte sich, dass er dabei auf die Hilfe kräftiger Gärtner angewiesen war.

Für die ausgeschriebene Gestaltung von Zoo und Hardt in Elberfeld hatte sich Siesmayer beworben, und da die Stadtväter damals noch über ausreichende Mittel verfügte, unter den Guten den Besten auszusuchen, fiel die Wahl auf den prominenten Hessen. Der stammte aus einer Familie, die jahrzehntelang für den Hochadel wie den Fürsten Pückler oder die Bankiersfamilie Rothschild gearbeitet und unter vielen anderem die Kuranlagen in Wiesbaden, in Schlangenbad, Mainz, den Schlosspark Sayn, den Kurpark in Bad Nauheim, die Lichtenthaler Allee in Baden-Baden und den Kurpark Bad Homburg geschaffen hatte. Der Umgang mit hoch gestellten Persönlichkeiten verursachte ihm also keinerlei Herzklopfen.

Um den Kurpark in Bad Homburg rankt sich eine Anekdote, die die das Selbstbewusstsein von Heinrich Siesmayer treffend charakterisiert: „Im Gespräch mit den Auftraggebern meinte er in Bezug auf seine Mitbewerber nur ,Für so eine Aufgabe kann man keine Blumenkinder gebrauchen‘“, erzählt sein Ururgroßneffe, der Diplomkaufmann Herbert Lohrum, der über das Wirken der Familie Siesmayer ein Buch veröffentlicht hat.

„Mein Ururgroßonkel hat viel Zeit in der Schweiz verbracht und sich dort auch einige Anregungen geholt. Das waren Erfahrungen, die ihm dann in Elberfeld zugutekamen, denn die Berge auf der Hardt und am Zoo hatten ja auch schon fast alpinen Charakter“, weiß Herbert Lohrum, der sich bei seinen Besuchen in Wuppertal selbst von den örtlichen Begebenheiten überzeugen konnte.

Der nach den Ideen des hoch dekorierten Landschaftsarchitekten angelegte Zoo im Elberfelder Westen wurde 1879 gegründet, die Hardt-Anlagen 1880 nach den Plänen von Siesmayer erweitert, Promenaden und Beete angelegt und die Hardt als weitläufiger Landschaftsgarten mit Bäumen, Sträuchern, geschwungenen Wegen und großflächigen Wiesen gestaltet. So, dass die die weitläufigen Grünflächen im Sommer als Liegewiesen und im Winter als Rodelbahnen genutzt werden konnten.

Die Hardt und ihr Erscheinungsbild schien Heinrich Siesmayer besonders beeindruckt und zu ähnlichen Landschaftsgestaltungen inspiriert zu haben. „Mein Vorfahr hat seine auf der Hardt verwirklichten Ideen auch bei der Schaffung späterer Projekte verwendet“, schildert Lohrum und verweist dabei auch auf Siesmayers herausragendes und bekanntestes Werk: „Der Frankfurter Palmengarten, vor allem sein späterer Ausbau hat viele Elemente der Hardt in Elberfeld.“

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