Leben im Denkmal Eine offene Villa für Familie und Freunde

Tanja Pies und Berthold Hinzen haben das Denkmal an der Kaiser-Wilhelm-Allee 33 aufwendig saniert. Im Laufe der Zeit hatte das mehr als 100 Jahre alte Gebäude stark gelitten.

Leben im Denkmal: Eine offene Villa für Familie und Freunde
Foto: Stefan Fries

Zooviertel. Es war ihr erstes Denkmal. „Und bestimmt unser letztes“, sagt Berthold Hinzen (47) und lacht. Nein, ganz ernst gemeint ist das nicht. Zwar haben er und seine Lebensgefährtin Tanja Pies (42) viel Zeit, Geld und Aufwand in die Restaurierung der 1903/04 erbauten Villa an der Kaiser-Wilhelm-Allee 33 gesteckt — „mehr als vorher gedacht“. Aber es habe sich gelohnt, betonen die Beiden. „Wir lieben das Haus.“

Leben im Denkmal: Eine offene Villa für Familie und Freunde
Foto: Sammlung Schneider

Auf einem Spaziergang war das Paar, das bei Bayer in der Arzneimittelentwicklung arbeitet, auf die Villa aufmerksam geworden. „Das hier war eigentlich genau das, was wir gesucht hatten“, erinnert sich Hinzen. Ein Mehrfamilienhaus, dass die beiden für sich und die Kinder nutzen wollten. Jetzt bewohnt die Familie auf vier Etagen mehr als 200 Quadratmeter — Riesen-Spielzimmer inklusive und viel Platz für Gäste. „Das haben wir uns so gewünscht, ein offenes Haus für alle“, erklärt Tanja Pies.

Bis dahin war es aber ein holpriger Weg. Ein Gutachter war zunächst von acht Monaten Sanierungszeit ausgegangen. „Wir hatten uns dann eine Frist von einem Jahr bis zum Einzug gesetzt.“ Etwas zu optimistisch, am Ende dauerte es fast zwei Jahre. Ein bisschen naiv sei man schon gewesen, räumen die Beiden ein. „Aber wir sind ja auch Naturwissenschaftler und haben keine Ahnung von Bautechnik“, sagt Tanja Pies und schmunzelt. „Dafür sind wir durch unseren Job zäh.“

Denn bei genauerer Untersuchung stellte sich schnell heraus, dass der Bau, der in weiten Teilen leer stand, im Laufe der Jahre merklich gelitten hatte, nicht nur optisch. Vor allem einige „Umbaumaßnahmen“ in den 1970er Jahren lassen heute jedem Denkmal-Fan die Haare zu Berge stehen.

„Die Decken hier waren zum Beispiel größtenteils abgehängt“, sagt Berthold Hinzen in der ersten Etage. Das schöne Zimmer nach vorne heraus wirkte deshalb richtig düster, ebenso wie die mittlerweile lichtdurchflutete Küche. Fensterrahmen gab es zwar, als Hinzen das Haus übernahm. „Die waren aber im oberen Bereich dann halt mit einer Folie bezogen“, so der Hausherr. Die ursprüngliche Form ließ er dann wieder freilegen — ebenso wie den Stuck. Alte Innenansichten gab es kaum. „Das ist ja immer eine Überraschung, was unter der Decke zutage kommt. Aber wir hatten Glück.“

Weg sind auch die beiden hässlichen Garageneinfahrten, die im Laufe der Jahre angelegt wurden — und die Glasbausteine an der alten Treppe. „Das war eben typisch 70er Jahre“, so Hinzen.

Ganz neu gemacht werden musste das Dach — einer der großen Knackpunkte in der Sanierung. Und auch mehrere tragende Balken im Obergeschoss litten unter dem „Hausschwamm“. „Das war schon kritisch“, erinnern sich Hinzen und seine Lebensgefährtin. „Daran hätte man auch scheitern können.“ Letztendlich ging es gut, und die beiden richten ein dickes Lob an Schreiner Werner Kuhr und Bauleiter Ingo Kallmann — und die Nachbarn.

Eine Langzeit-Baustelle, viel Verkehr in der engen Straße und viel Krach: „Die haben schon einiges mitgemacht“, sagt Hinzen mit Blick auf die Bauphase. Aber schließlich freue sich ja auch die ganze Straße über den schönen neuen Hingucker (siehe Kasten).

Fertig sind die Beiden — wie wohl jeder Denkmal-Eigentümer — natürlich nicht. „Es gibt immer was zu tun“, sagt Tanja Pies. Wohnen auf ewig werden die beiden aber wohl nicht dort. Die Treppen seien im Alter schon ein Gegner. Jetzt genieße man aber für Jahre mit den Kindern das schöne Haus und vor allem die Nähe zum Zoo. „Morgens hören wir die Tiere — und sonntags oft die WSV-Fans.“

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