Die Kunst des perfekten Schliffs

Der Wuppertaler Industriekultur auf der Spur: Einblicke in die Schleifmittelfabrik der Firma Clauberg.

Die Kunst des perfekten Schliffs
Foto: Mathias Kehren

Sonnborn. Messer, Sägen, Scheren und andere Werkzeuge — man benutzt sie täglich, um Dingen ihren letzten Schliff zu verpassen. Bevor sie dafür benutzt werden können, müssen die Werkzeuge selbst erst zurechtgeschliffen werden. Dies ist eine regelrechte Kunst: Beim Schleifen gibt es tausende Einflussfaktoren, die schon bei der Herstellung von Schleifmitteln bedacht werden müssen. Die Firma Clauberg hat sich genau darauf spezialisiert.

Mit Produktionserfahrung seit 1801 beliefert die „Clauberg Gruppe“ die Federn-, Messer-, Sägen-, Schneidwaren- und Werkzeugindustrie, aber auch Schleifereien und die Landwirtschaft weltweit. Zu den Exportländern, die 30 Prozent der Waren ordern, gehören unter anderem auch China, die USA und Brasilien.

„Nur wenige Wettbewerber können die gleiche Präzision bei den Schleifmitteln bieten. Wir machen ausschließlich High-End-Produkte, die für den individuellen Zweck eines Kunden angepasst werden“, erklärt Geschäftsführer Lars Clauberg. Nichts werde massig produziert, sondern nur auf Bestellung.

Die Führung durch die Firma Clauberg veranstaltete das Historische Zentrum in Wuppertal. Museumsdirektor Eberhard Illner verfolgt mit solchen Führungen ein konkretes Ziel: „Wuppertal galt lange als deutsches Manchester mit seiner industriellen Vergangenheit. Dieses Image muss viel stärker vermarktet werden, es ist noch viel machbar bei der Identitätsbildung der Wuppertaler“, meint Illner. Die Rentner Valentin Rietzler und Ingo Schollmann sind regelmäßige Besucher der angebotenen Führungen: „Wir finden es spannend, was in der Produktion noch heute angewandt wird.“

In Wuppertal reicht die Produktpalette von Schleifscheiben über -töpfe, -zylinder und Schleifsegmente für Grob-, Fein- und Feinstschliff. Die Grob- oder Feinheit reiche von Korn 16 bis 1200: Während Korn 16 der Größe eines Kieselsteins entspricht, ist 1200 feiner als ein Sandkorn. Zum Vergleich: Ein normales Küchenmesser werde häufig mit Korn 120 geschliffen, so Clauberg. Neben der Fabrik in Wuppertal besitzt die Firma auch ein größeres Werk in Leonberg in Baden-Württemberg, wo für beispielsweise die Automobil- und Flugzeugindustrie noch spezifischere Schleifwaren hergestellt werden.

Für Museumsdirektor Illner ist die Firma Clauberg ein besonderer Teil der mittelständischen Industrie: „Das Tolle an diesen Familienunternehmen ist doch, dass sie nicht nur profitorientiert sind. Über Generationen werden hier Mitarbeiter gebunden. Diese Kontinuität kann über schlimmste Krisen hinweghelfen.“

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