Baupläne: Hindenburgstraße liegt „auf Eis“

EU-Urteil erschwert Baupläne. Investor wartet ab — die Stadt überlegt, ein Gutachten erstellen zu lassen.

Sonnborn. Der Aufschrei in der Nachbarschaft war riesig. Als die evangelische Kirchengemeinde Sonnborn im vergangenen Jahr ankündigte, Grundstücke an der Hindenburgstraße zu verkaufen, damit ein Investor dort Wohnungen bauen kann, gab es reichlich Protest. Hauptvorwurf der Gegner: eine schöne Grünfläche wird zerstört, obwohl es selbst im Zooviertel noch andere Freiflächen geben würde. Auch am WZ-Mobil machten viele Anwohner damals ihrem Ärger Luft.

Jetzt, über ein halbes Jahr später, hat sich noch nichts weiter getan. Das Projekt scheint auf Eis zu liegen. Der Grund: Ein EU-Urteil, das Neubauvorhaben in der Nähe von sogenannten Störfallbetrieben — im Fall Hindenburgstraße Bayer — erschweren könnte.

„Der Ball liegt bei der Stadt“, sagt Investor Wolf Neudahm, der auch das umstrittene Bauprojekt am Rädchen in Ronsdorf realisiert hat. Ein Kaufvertrag mit der Gemeinde sei zwar abgeschlossen worden, aber noch kein Geld geflossen. „Der Vertrag ist an Baurecht gebunden“, so Neudahm. Das besteht noch nicht. Er sei aber natürlich immer noch interessiert, das Bauverfahren voranzubringen.

Im Bereich Stadtplanung der Verwaltung äußert sich Jochen Braun vorsichtig. Entscheidender Faktor des EU-Urteils sei der sogenannte Achtungsabstand. Wann besteht — bei rein theoretischer Betrachtung — Gefahr für Leib und Leben in der Nähe von Betrieben, etwa im Bezug auf die dort lagernden Stoffe. Bei der chemischen Industrie liegt der Abstand bei 1500 Metern.

Die Stadt, so Braun, überlege derzeit, dazu ein Gutachten zu erstellen. So könnten sich die Achtungsabstände konkretisieren lassen. In Düsseldorf sei das bereits geschehen (siehe Infokasten). Das Urteil gelte, betont Braun, aber ohnehin nicht für bereits genehmigte Projekte, bei denen also bereits Baurecht besteht. Das ganze Verfahren im Fall Hindenburgstraße stehe jedoch — auch ohne die EU-Verordnung — noch ganz am Anfang, so Braun.

„Es ist momentan ein schwebendes Verfahren“, sagt Frank Römpke, Vorsitzender des Presbyteriums der Sonnborner Gemeinde. Das EU-Urteil habe ihn überrascht. Bei strenger Auslegung „könnte man in Wuppertal doch kaum ein Bauprojekt realisieren“, kritisiert er. Die Gemeinde, räumt er ein, rechne mit dem Geld aus dem Verkauf. „Wir müssen sparen“. In der ganzen Angelegenheit wäre man „schon gerne etwas weiter“. Erste Baumfäll- und Schnittarbeiten auf dem Grundstück seien bereits verschoben worden, sagt Römpke. Auch die Gemeinde brauche Planungssicherheit.

Zumindest einige Anwohner dürften sich dagegen freuen, wenn das Projekt unter Umständen ganz zum Erliegen kommen würde. „Wir sind froh, dass sich noch nichts getan hat“, sagt Dieter Pinetzki.

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