Wuppertal Koffer als mobiles Bürgerbüro

Die SPD in Cronenberg hat den Antrag gestellt, das Meldewesen mit tragbarer Ausrüstung vor Ort zu ermöglichen.

Wuppertal: Koffer als mobiles Bürgerbüro
Foto: Patrick Seeger

Cronenberg. Weite Wege und lange Schlangen liegen vor den Bürgern, wenn sie einen neuen Personalausweis brauchen. „Bis zum Einwohnermeldeamt am Steinweg müssen sie mindestens zweimal umsteigen und dann möglicherweise noch eine Stunde anstehen. Das ist gerade älteren Menschen nicht zuzumuten“, sagt Oliver Wagner. Der Cronenberger SPD-Chef wollte sich jedoch nicht damit begnügen, Kritik an der Situation zu üben, sondern suchte selbst nach einer Lösung. Er fand den so genannten Bürgerkoffer der Bundesdruckerei.

In kompaktem Format bietet der kleine Schwarze alles, was für den Antrag von Personalausweisen und Pässen nötig ist. Das mobile Bürgerbüro wiegt gerade einmal 15 Kilo und lässt sich theoretisch überall aufbauen. „Die städtischen Mitarbeiter könnten damit beispielsweise in ein Seniorenheim gehen und den Service direkt vor Ort anbieten“, sagt Oliver Wagner. Denn genau darum gehe es den vielen Menschen, die ihn in den vergangenen Wochen angesprochen hätten. „Für sie wird die Lage nicht dadurch besser, dass die Schlange am Steinweg etwas kürzer ist. Sie möchten ihre Anträge vor Ort stellen können.“

Das Argument der Verwaltung sei dazu immer gewesen, dass der Aufwand, die entsprechenden Geräte zu installieren und Personal zu entsenden, zu hoch sei. Mit dem Koffer hätten die Mitarbeiter ihren Schreibtisch gewissermaßen immer zur Hand und wären auch nicht mehr an die Räume am Rathausplatz gebunden. Die kosten die Stadt nach Recherchen des Bezirksvertreters Paul Yves Ramette (Grüne) immerhin rund 1000 Euro Miete pro Öffnungstag. „Wenn sie dann noch jeweils einen ganzen Tag in Cronenberg oder Ronsdorf sind, verbringen sie auch nicht mehr einen großen Teil ihrer Arbeitszeit auf der Straße“, betont Oliver Wagner.

Die SPD habe für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung am 26. Oktober den Antrag gestellt, einen Bürgerkoffer für Cronenberg anzuschaffen. „Mal sehen, was die Verwaltung dazu sagt“, betont Oliver Wagner. Der Koffer sei durchaus eine Alternative, sagt Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. „Wir prüfen derzeit die Einsatzmöglichkeiten im Alltag. Doch um die Lage am Steinweg langfristig zu entspannen, sind noch andere Lösungen geplant.“ Die Verwaltung versuche, allen Bürgern gerecht zu werden, doch das müsse auch mit dem vorhandenen Personal möglich sein.

Verstärkung für das Einwohnermeldeamt hat die Verwaltung bereits gefunden. Das Bewerbungsverfahren ist abgeschlossen, Anfang Dezember treten sieben bis neun zusätzliche Mitarbeiter ihren Dienst an, teilte Ulrike Schmidt-Keßler mit.

Oliver Wagner kündigt an, auch weiterhin Druck zu machen, damit dieses Personal auch in Cronenberg zum Einsatz komme. Er hat über cie Plattform change.org eine Online-Petition angestoßen und viel Unterstützung bekommen. „Es haben 1600 Leute mitgemacht. Es haben mehr Menschen unterschrieben, als die meisten Stadtverordneten Stimmen bekommen haben.“ Das mache deutlich, dass die Situation auf keinen Fall so bleiben könne.

„Das Argument der Zentralisierung war, dass alles schneller und besser werde. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Ob die die Stadt die versprochenen 300 000 Euro wirklich gespart hat, wage ich zu bezweifeln.“

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