Wuppertal In Sudberg wird über Luther gedichtet

In einem besonderen Gottesdienst werden am kommenden Sonntag einige Zitate des Reformators in Geschichten verpackt.

Wuppertal: In Sudberg wird über Luther gedichtet
Foto: Andreas Fischer

Sudberg. Zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags an der Schlosskirche Wittenberg von Martin Luther veranstalten viele Gemeinden besondere Feste und Aktivitäten. So hat sich auch die Gemeinde der Nikodemuskirche in Sudberg für ein außergewöhnliches Projekt entschieden: Am kommenden Sonntag findet dort kein gewöhnlicher Gottesdienst statt. Es wird einen Poetry-Slam-Wettbewerb mit Texten über Martin Luther und insbesondere seine Zitate geben. In einem Workshop slammten sich die fünf Teilnehmer schon einmal warm.

Die Idee, einen Gottesdienst abseits der normalen Ordnung abzuhalten, ist bei der Cro-nenberger Gemeinde nicht neu. Zweimal im Jahr gibt es dort den „etwas anderen Gottesdienst“. Seminarleiterin Katrin Weiß berichtet: „Wir hatten schon ein Auto in der Kirche stehen und die Besucher kamen im Schlafanzug. Und jetzt gibt es eben den Poetry Slam.“ Thematisch müssen die verfassten Texte zu Martin Luther passen — er ist die zentrale Figur des kommenden Gottesdienstes.

„Es geht mehr inhaltlich um Luther als um seine Person“, erklärt Weiß. In dem Workshop würden sich die Teilnehmer mit seinen Zitaten auseinandersetzen und überlegen, wie man um diese herum eine Geschichte aufbauen kann. „Wir befassen uns auch mit der Frage: Was bedeutet das Zitat für mich ganz persönlich?“, sagt sie. Trainer David Grashoff, der etwa in der Börse mit seinen Poetry-Slam-Texten auftritt, erklärt die drei Säulen des Workshops. „Es geht darum, zu verstehen, wie das Format funktioniert, wie man die Texte schreibt und wie sie richtig performt werden.“

Dazu leiteten Grashof und Weiß die Teilnehmer durch diverse Übungen, darunter das Schreiben von Briefen. Im Workshop am Samstag wurde nur der Grundstein für das Slammen bei dem Gottesdienst gelegt. An den eigentlichen Texten für den Wettbewerb kann noch die gesamte Woche gearbeitet werden. Am Sonntag wird immer ein drei- bis fünfminütiger Beitrag der Seminarteilnehmer zu hören sein, anschließend gibt es jeweils ein Lied der Band „Sound of Joy“, die live auftreten wird.

Zwar finden sich in der Teilnehmerliste von Katrin Weiß nur fünf Personen aus der eigenen Gemeinde, dennoch ist sie sehr zufrieden mit der Veranstaltung. Zum einen habe es gar nicht sehr viel mehr Plätze gegeben. Zum anderen sagt sie: „Es ist ein sehr motiviertes Team.“

Zu den fünf neuen Slammern gehören auch Pfarrerin Jutta Weigler und Jürgen Borchardt, der die außergewöhnlichen Gottesdienste organisiert. Er hatte auch den Anstoß für die Durchführung eines Slams gesorgt. „Seit ich vor drei Jahren bei einem Poetry Slam war, bin ich davon begeistert“, erzählt Borchardt. Selber geschrieben habe er einen solchen Text noch nicht. „Aber mir persönlich macht die Arbeit mit Texten Spaß.“ Pfarrerin Weigler fasziniert der Ausdruck beim freien Sprechen. Sie berichtet: „Wir haben beispielsweise geübt, wie verschieden man Texte aussprechen kann.“ Außerdem nehme sie an dem Workshop teil, weil das Wort ohnehin im Mittelpunkt eines Gottesdienstes steht — diesmal auf spielerische Weise. Borchardt legt viel Wert auf eine gute Performance. „Man kann den schönsten Text schreiben, doch ohne das richtige Vortragen, wird das Verstehen schwierig.“

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