Ein Model mit viel Baby-Speck

Bei der Kaninchenschau am Dürrweg waren 120 kleine Stars zu sehen.

Küllenhahn. An der Schönheit haftet ein Makel: Baby-Speck. Pausbäckig ist das Nachwuchsmodel. Eine Diät? Vergebliche Liebesmüh’. Immerhin ernährt sich das Model von Salat, Gurke und Möhre. Die typische Problemzone Bauch, Beine und Po bleibt trotzdem. Aufgeben? Nein, das junge Talent stellt sich dem Jury-Urteil.

Einen Namen hat es nicht. Dafür aber ein Markenzeichen mit Seltenheitswert: geschecktes Fell. Das Model gehört der Rasse der Rhönkaninchen an. Wenn man so will, ist Helmut Kuckluck als Züchter Agent des Topmodels und preist dessen Vorzüge an: "Das Fell sieht so aus wie ein Birkenstamm." Dennoch hört sich seine Kritik vernichtend an: "Keine Chance. Aus der Karriere wird nichts." Noch so jung, aber schon viel zu dick. Seine Proportionen stören das Kaninchen im Stall nicht - mümmelt es hinter Gittern lieber an einem Strohhalm.

So stand am Wochenende Käfig an Käfig mit je einem Tier, als der Verein "R 126" in der Kleingartenanlage "In den Stöcken" Zuchterfolge präsentierte. Der Nachwuchs war gefragt, luden die Rassekaninchenzüchter doch zur Jungtierschau ein. Aus dem Bergischen Land, dem Ruhrgebiet und Westfalen waren die Züchter samt 120 Kaninchen 20 verschiedener Rassen und Farbschläge gekommen.

Wer auf der Jungtierschau nach jungen Züchtern Ausschau hält, wird enttäuscht. Während sich Kaninchen fix vermehren, steht es bei den Züchtern schlecht um den Nachwuchs. Wobei die Zahl organisierter Züchter bundesweit von Jahr zu Jahr steigt.

Wie das sein kann? Vereinsvorsitzender Kuckluck findet das normal. Häufig sei es der Fall, dass als Kaninchenzüchter in der Pubertät eine Pause einlegen: "Mädchen sind dann interessanter als Kaninchen." Im Verein gelingt es indes zwei Jugendlichen (11 und 16 Jahre) das Teenagerleben wie die Kaninchenpflege zu verbinden - bei der Schau sind die Jungzüchter aber nicht dabei.

Spätestens, wenn ehemalige Züchter selbst Kinder haben probieren sich Familienväter wieder an einer Zucht. Im Übrigen altert man in der Szene schneller als sonst: Mit 18 Jahren gehört man den Senioren an.

Neben Züchtern sind auch andere Tierliebhaber dabei. Henry (13) sucht mit Mutter Alexandra Dicken aus Elberfeld einen tierischen Begleiter für Zwergkaninchen Mecky. Nicht Mecky, sondern Mucki hoppelte als elfter seines Kaninchengeschlechts bis vor Kurzem im Käfig auf dem Nützenberg, bis er als Greis entschlief: Nicht mehr allzu traurig suchen Sigrid und Eckbert Schnütgen heute nach Mucki XII.

So tierisch vernarrt sind Züchter nicht - jedenfalls nicht so sehr, dass sie den Nagern Namen geben. Eine lose Zahlenfolge als Tätowierung statt "Hasi" muss reichen. Erfolgsverwöhnt, wie er ist, wundert es gar, dass er das "Pummelchen" zwischen "Farbenzwerge Russen", "Holländer blau-weiß" oder "Kleinsilber grau-blau" dem Jury-Urteil aussetzt. So landet es weit abgeschlagen.

"Ich wollte als Ausstellungsleiter nicht mit meinen Prachtexemplaren antreten", sagt Kuckluck. Schade. Aber das Kaninchen mit dem Babyspeck lässt die Ohren nicht hängen. Pardon: die Löffel.

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