Der Tatendrang ist wieder da

Vor drei Jahren löste sich die Cronenberger Werbegemeinschaft auf. Jetzt sprach die WZ mit dem einstigen Vorsitzenden Michael Ackermann über neue Perspektiven.

Der ehemalige Vorsitzender der WiC, Michael Ackermann, blickt einigermaßen optimistisch in die Zukunft des Einzelhandels vor Ort.

Der ehemalige Vorsitzender der WiC, Michael Ackermann, blickt einigermaßen optimistisch in die Zukunft des Einzelhandels vor Ort.

Foto: Fischer, A. (f22)

Cronenberg. Beim Onlinehandel gibt es alles schneller, günstiger, besser? Da muss Ladenbesitzer Michael Ackermann den Kopf schütteln. „Sie kriegen alles im Internet — aber kein Stück Kuchen dabei“, sagt er manchmal in seiner humorigen Art zu seinen Kunden. Wer bei seinem Herrenmodenladen durch die Tür kommt, bekommt mehr als ein Hemd oder eine Hose. An der Hauptstraße gehört eine fachmännische Beratung und zum Wochenende auch mal Backwerk von Ackermanns Frau zum Einkaufserlebnis dazu. Schließlich kennt man sich. „Ich duze 80 Prozent meiner Kunden“, sagt der Geschäftsmann. Online-Handel? Lohnt sich für den 50-Jährigen nicht.

Kundennähe, Service, Qualität — mit diesen Tugenden versuchen sich in Cronenberg viele inhabergeführte Geschäfte durchzusetzen. Beim jüngsten WZ-Stammtisch vor Ort blickten einige Bürger jedoch mit Besorgnis auf den Einzelhandel und die Leerstände vor Ort — vor allem seit dem Ende der Werbegemeinschaft „Wir in Cronenberg“ (WiC) in 2014.

Doch die Händlergemeinschaft ist nicht so zerrissen, wie manch einer glauben mag. Mittlerweile gibt es vier Mal im Jahr ein Händlertreffen, bei dem Ideen, etwa für künftige Veranstaltungen, beraten werden. Ein erstes großes Ergebnis war der Drehorgeltag im Mai. Für November/Dezember ist bereits der nächste lange Samstag angedacht, mit Karussell für die Kinder und Glühwein für die Erwachsenen.

Die Veranstaltungen am Wochenende sind enorm wichtig für die Einzelhändler, weiß Michael Ackermann. Er ist noch immer fassungslos über den harten Kurs von Verdi, der die verkaufsoffene Sonntage in Cronenberg praktisch unmöglich gemacht. „Hier gab es niemanden, der sich diese fünf Stunden nicht gerne in den Laden gestellt hat. Das war immer eine super Stimmung — und ich habe an einem Tag einen Wochenumsatz gemacht“, blickt Ackermann zurück.

Er ist froh, dass die Händlergemeinschaft nach dem WiC-Ende inzwischen wieder zusammengefunden hat, um Veranstaltungen für die kleine City anzustoßen. Um die Organisation kümmern sich vor allem neben Ackermann, Wolfgang Schiffer, Udo Schmidtke und Dirk Polick, der auch die Idee mit den langen Samstagen angestoßen hatte. Der Drehorgel-Tag soll vorerst nicht wiederholt werden. „Wir wollen uns jedes Mal etwas Neues einfallen lassen.“.

Der Tatendrang ist wieder da, nur werden die Händler eine Sache nicht stemmen können, auf die sie häufig angesprochen werden: einen Weihnachtsmarkt. Grund dafür ist die Finanzierung. „Früher ging das ja noch über die Mitgliedsbeiträge. Der Weihnachtsmarkt hatte Kosten im fünfstelligen Bereich“, erinnert sich Ackermann zurück. Feierlichkeiten — die sind nur noch im kleinen Rahmen möglich. Für den Drehorgeltag musste das Geld von den 28 beteiligten Händlern an der Haustür eingesammelt werden, rund 50 Euro von jedem.

Auch vor drei Jahren ging Ackermann schon mal von Tür zu Tür. Da ging es um die Nachfolgersuche für den WiC-Vorstand. Damals fanden sich neben Ackermann keine weiteren Mitstreiter — das Ende des Vereins. Doch Michael Ackermann ist zuversichtlich, dass es in Cronenberg auch so ideenreich weitergeht: „Es bringt ja nichts, im Geschäft zu stehen und zu weinen.“

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