Wuppertaler Engels-Allee im Kleinformat

Der Stadtteil Rittershausen ist fertig, jetzt arbeitet sich der Verein Wuppertal-Achse weiter voran.

Barmen. Sorgfältig schneidet Karl Hundsdörfer feine gleichmäßige Linien in ein Stück Pappe. Nach und nach entsteht so die Struktur von Schiefer. Mit mehreren Farbschichten verdeutlicht der Modellbauer anschließend die Tiefenwirkung. Rund 300 Arbeitsstunden stecken in einem einfachen bergischen Häuschen. Etliche davon sind in den vergangenen Monaten bei der Wuppertal-Achse entstanden. „Endlich hat unsere Odyssee ein Ende — vorher sind wir nie vorangekommen, weil wir nach jedem Umzug reparieren mussten“, freut sich Hundsdörfer, Vorsitzender des Vereins Wuppertal-Achse.

In den Räumen von Geba Immobilien, die der Modellbauhändler Franz-Josef Roos mehreren Modellbaugruppen unter dem Titel „Modellwelt Wuppertal“ kostenlos zur Verfügung stellt, kann der Verein sein Projekt an der Königsberger Straße endlich voranbringen: Ganz Wuppertal soll als Modell-Landschaft wieder erstehen und Schülern und Touristen anschaulich vermitteln, wie Wuppertal zur Zeit der Stadtgründung ausgesehen hat.

Gerade wurde der Stadtteil Rittershausen eingeweiht: Sorgfältig haben die 17 Vereinsmitglieder ein Haus nach dem anderen nach alten Bildern und Grundrissen nachgebaut. „Wir arbeiten eng mit dem Stadtarchiv und dem Katasteramt zusammen“, erzählt Hundsdörfer. Auch für alte Privatfotos ist er immer dankbar. „Oft sieht man dann wieder ein neues Detail.“

Er ist inzwischen ein Spezialist für bergische Architektur — wenn es für eine Wand oder eine Ecke kein Bild gibt, muss er nach eigenem Gutdünken ergänzen. Seine Kollegen Klaus Kötter und Walter Konrad hingegen haben in liebevoller Kleinarbeit die Schwebebahn aus der Zeit der Stadtgründung nachgebaut.

Das Gerüst haben zum Teil sieben Ein-Euro-Jobber gebaut, die hier jeden Tag mitgeholfen haben; aufgrund der neuen Gesetzeslage endete die Beschäftigung jedoch zum neuen Jahr. Über neue ehrenamtliche Helfer — gerne auch Neulinge — freut sich der Verein deshalb jederzeit.

Denn es gibt noch viel zu tun. Zum Geschichtsfest 2012 soll die Friedrich-Engels-Allee bis Wupperfeld fertig werden. Das Opernhaus mit seinen vielen Nebengebäuden existiert schon jetzt; doch viele Häuser, Straßen und Gärten müssen noch gebaut werden. Da kommen die 8000 Euro, die der Verein beim Stadtwerke-Wettbewerb „Wir wuppen das“ gewonnen hat, gerade recht. „Davon kaufen wir Werkzeug und Materialien — so können wir ein Jahr kontinuierlich durcharbeiten ohne Geldsorgen“, freut sich Hundsdörfer.

Schon jetzt beweisen die Bastler viel Phantasie, um teures Spezialmaterial durch billigere Lösungen zu ersetzen. Denn nicht nur alle Gebäude sollen möglichst originalgetreu im Maßstab 1:87 entstehen, sondern auch Züge und Autos fahren. Kleingärten gehören ebenso zur Szenerie wie Fußgänger oder ein Bär, der Honig stiehlt. Und fast alles wird in aufwändiger Handarbeit als Einzelstück hergestellt.

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