Theater gegen das Kopftuch-Klischee

Das Theaterprojekt „Close Up!“ stellt zehn junge Musliminnen vor.

Theater gegen das Kopftuch-Klischee
Foto: Gerhard Bartsch

Barmen. Leben oder Theater? Als am Samstagabend der Vorhang im Haus der Jugend Barmen die Bühne im großen Saal enthüllt, steht der Zuschauer mitten im Leben von Yüsra Dalgic. Das Mädchen entführt in ihre Gedankenwelt, erzählt von Gefühlen und stellt Fragen, die sie aktuell beschäftigen.

Denn das ist das Ziel von „FacetTen“ - dem Pilot-Theaterstück des Projektes „Close Up!“ Gezeigt werden zehn junge muslimische Frauen. Wie sie sind. „Ungeschminkt“.

Am Samstag feierte die unter der Leitung von Charlotte Arndt und Dilara Baskinci entwickelte Szenencollage Premiere.

Das Bühnenbild — das einzige an diesem Abend — ist reduziert gehalten: Weiße lange Schals schweben über dem Bühnenboden. Ansonsten ist der Schauspielraum in Schwarz getaucht.

Wie die zehn Akteurinnen selbst, die einheitlich gekleidet über sich und ihre Probleme und Hoffnungen in einer unruhigen Welt berichten. So werden gleich zu Beginn der Szenencollage Zitate über die „Muslimische Frau“ aus der aktuellen Medienlandschaft den Besuchern entgegengeschleudert. Vorurteile? Klischees? Jedenfalls setzt ein inbrünstiges „Stopp“ dem Gewusel auf der Bühne ein Ende. „Jetzt reden wir und ihr hört zu“, lautet die darauf folgende Botschaft, die beinahe ein bisschen zu Ernst daherkommt.

Umso unterhaltsamer das, was anschließend folgt. Die Protagonistinnen erzählen von ihren Hobbys: Singen, Telefonieren, Bollywood. Authentisch und mit frechem Wortwitz entführen die Szenen in ihren Alltag und schildern natürlich auch deren Auseinandersetzung mit Gott. Besucher David Mosbach: „Ich finde es gut, dass religiöse Inhalte und zentrale Fragen aus der Sicht von jugendlichen muslimischen Mädchen geschildert und beantwortet werden.“

Denn obwohl das Stück häufig auf der Gefühlsebene bleibt, vermitteln die zehn Protagonistinnen doch Eines ganz deutlich: Dass sie sich losgelöst haben von Stereotypen und Rollenbildern.

Projektleiterin Dilara Baskinci zeigte sich zufrieden: „Es war eine großartige Premiere. Wir haben sogar Anfragen von Schulen bekommen, ob wir nicht Lust hätten, das Stück während einer Lehrveranstaltung aufzuführen.“

Rund 150 Zuschauer besuchten den Premierenabend. Für die innere und äußere Reise der Akteurinnen gab´s jubelnden Applaus.

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