Schüler-Film: Das furchtlose Beispiel von Barmen

Schüler drehen Film über die Theologische Erklärung von 1934.

Barmen. Wuppertal zur NS-Zeit. Grautöne trüben das Bild. „Von guten Mächten treu und still umgeben“, betet ein Pfarrer in einer dunklen Kammer. Ein Gestapo-Offizier reißt plötzlich die Tür auf und schlägt dem Geistlichen die Brille von der Nase. Schnitt. Tom Thöne hebt das Augenglas in der Schwebebahn wieder auf. Neben ihm sitzen Nelly Politt und Julian Gadatsch. Wuppertal heute. Helle Bilder. Bereits in dieser Anfangssequenz wird das Besondere der Dokumentation „Du sollst nicht Angst haben. Barmen 1934“ deutlich, die jetzt im Barmer Bahnhof Premiere feierte.

Die Gymnasiasten spielen die Hauptrollen in dem Film, der für den Religionsunterricht in Oberstufen gedacht ist, wo die Barmer Erklärung (siehe Kasten) auf dem Lehrplan steht. „Wir haben nicht versucht, die Schauspieler durch Tricks in die damalige Zeit zu versetzen, denn wir waren nicht dabei — daran kann der Film auch nichts ändern“, sagte Regisseur Gerrit Nowatzki. Dieses Eingeständnis macht den Reiz des Films aus, der von Beate Haude vom Schulreferat des Kirchenkreises produziert wurde: Er will nicht belehren, er stellt Fragen.

„Das ist wichtig, denn wir müssen die Schüler packen“, sagte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bei der Premiere. So begleitet der Zuschauer die drei Gymnasiasten dabei, wie sie Experten interviewen. Archivmaterial wird eingeblendet und von den drei Schülern des Gymnasiums an der Bayreuther Straße ausgewertet.

Dabei sparen sie nicht an Kritik: „Die haben doch geschwiegen und weggeschaut“, schimpft Tom über viele Kirchenvertreter. Ausnahmen bildeten da der Theologieprofessor Karl Barth und Karl Immer, Pastor an der Gemarker Kirche. An eine seiner Predigten lehnt sich auch der Titel des Films, der 40.000 Euro gekostet hat, an: „Das erste Gebot der Tage heißt: Du sollst Angst haben“, stellte Immer 1937 angesichts des Nazi-Terrors fest. „Heute brauchen wir keine Angst mehr haben“, hört man Tom im Film sagen. Das sieht Nelly anders: „Hä? Wieso?“ Über diese Frage werden wohl künftig viele Religionskurse debattieren.

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