Mit dem Raketenauto auf der Überholspur

Jugendliche bauten in den Sommerferien mit dem 3D-Drucker kleine Fahrzeuge, die sie mit Wasserdruck zum Durchstarten brachten.

Mit dem Raketenauto auf der Überholspur
Foto: Andreas Fischer

Langerfeld. Das Aufpumpen eines Wasser-Raketenautos ist gar nicht so leicht. Den kleinsten Fehler bezahlen die Schüler auf dem Gelände des Maschinenbauunternehmens Gebrüder Becker GmbH mit einer feuchten Abkühlung. Eigentlich sollen die kleinen Fahrzeuge, die nichts weiter sind als eine PET-Kunststoffflasche auf Rädern, nachdem sie mit Wasser und Druckluft „aufgetankt“ wurden, loszischen wie ein Rennauto — doch manchmal spritzt das Wasser auch nur zu allen Seiten.

Ermöglicht hat es den Jugendlichen, ihr eigenes Raketen-Auto zu bauen, das Zedi-Zentrum-Best-Projekt, das seit 2008 von der Bergischen Universität Wuppertal getragen wird. Finanziert wird es vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW sowie von der Regionaldirektion Nordrhein- Westfalen der Bundesagentur für Arbeit.

Unter dem Motto „ Technik macht Spaß“ bietet das Projekt technikbegeisterten Schülern die Möglichkeit, in der schulfreien Zeit Kurse in den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) zu absolvieren.

Wie MINT-Koordinatorin und Projektmanagerin Daniya Belkheir berichtet, sind diese Kurse freiwillig und kostenlos. Die Schüler kommen in ein Partnerunternehmen und bekommen dort eine Aufgabe. Wie eben das Raketenauto bei Becker, in anderen Fällen bauen die Schüler aber auch beispielsweise Roboter.

Fünf Tage lang konnten die Jugendlichen in Wuppertal an ihrem sogenannten „Rocket-Drag-Racer“ arbeiten. Sie designten die Autos selbst, frästen und druckten mit einem 3D-Drucker. Die Jugendlichen wurden dabei von den Auszubildenden im zweiten Lehrjahr der Firma betreut. „Es war eine neue Erfahrung, so ein Projekt zu leiten und es hat sehr viel Spaß gemacht“, so der 24-jährige Azubi Philipp Wilkes. Nichtsdestotrotz war Ausbildungsleiter Marco Hausmann stets vor Ort. „Mir hat es sehr gut gefallen, alle waren nett, und wir durften sehr selbstständig arbeiten“, so der 14-jährige Surfel Alemu aus dem Gymnasium am Kothen.

Am letzten Tag wurden die Autos dann getestet, und viele der Mitarbeiter versammelten sich ebenfalls, um dem Nachwuchs zuzuschauen. Die Frage, die alle interessierte: Welches Auto legt die weiteste Strecke zurück? Zudem sollten die jungen Bastler analysieren, warum die einen Autos schneller und weiter gefahren sind als die anderen. Der 15-jährige Anton aus dem Gymnasium Bayreuther Straße hatte den schnellsten Rocket-Drag-Racer, was, wie er wusste, daran lag, dass er die Flasche mit genau der richtigen Menge Wasser und Luft gefüllt hatte und diese in einem idealen Winkel positioniert hatte.

„Ich werde auch nach dem Kurs noch zu einigen der Jungs Kontakt halten, ich fand das sehr interessant, und mir hat es sehr gut gefallen“, berichtet der 16-jährige Jonas Gamenick vom Carl-Duisberg-Gymnasium.

Viele der Schüler wurden über das Internet, die Eltern oder über die Schule auf das Projekt aufmerksam. Die Gründe, an den Kursen teilzunehmen, waren bei vielen Teilnehmern ähnlich. „Ich habe mich dazu entschlossen, am Projekt teilzunehmen, da ich Technik sehr interessant finde. Wir haben gelernt, wie alles funktioniert und selbstständig gebaut. Das wird mich mit Sicherheit in der Zukunft weiterbringen“, so der 15-jährige Jonas Szillat.

Nach dem Kurs bekommen die Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren Zertifikate sowie Einträge in ihre Zeugnisse. Das ist wichtig, sagt Hausmann, da dies im Berufsleben noch einmal relevant werden könne. „Bei späteren Bewerbungen schauen wir natürlich auch darauf, ob jemand an solchen Kursen teilgenommen hat. Daran können wir erkennen, wer motiviert ist und sich auch in seiner Freizeit mit solchen Themen gern beschäftigt“.

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