Karikaturen nehmen technische Neuheiten aufs Korn

Das Historische Zentrum gibt mit einer Ausstellung einen Überblick über das Erfinderreichtum im 19. Jahrhundert.

Heike Ising-Alms und Eberhard Illner präsentierten die neue Sonderausstellung „Technische Paradiese“ im Historischen Zentrum.

Heike Ising-Alms und Eberhard Illner präsentierten die neue Sonderausstellung „Technische Paradiese“ im Historischen Zentrum.

Foto: Anna Schwartz

Barmen. Es ist wahrhaftig spannend zu sehen, wie sich Menschen aus vergangenen Jahrhunderten die Zukunft vorgestellt haben, welche technischen Entwicklungen sie beschäftigten, was ihnen Sorgen machte und was für Ideen besonders erfinderischer Neuerer sie belustigte. Einen schier unerschöpflichen Fundus um in die Köpfe des Menschen des 19. Jahrhunderts eintauchen zu können, bieten Karikaturen, im speziellen über technische Errungenschaften, über ihre Zukunft, aber auch über die damit verbundenen Zweifel.

Das Historische Zentrum Wuppertal widmet nun jenen Zeugnissen utopischer, oder dystopischer Visionen — je nach Perspektive —, eine Ausstellung unter dem Titel „Technische Paradise — die Zukunft in der Karikatur des 19. Jahrhunderts“. Ab dem 8. Oktober wird im Obergeschoss des Museums eine breite Palette an französischen, britischen, aber auch deutschsprachigen Karikaturen rund um das Themenfeld zu sehen sein. Ausgestellt sind meisterhafte Schöpfungen der europäischen Karikatur des 19. Jahrhunderts. Namen wie George Cruikshank, oder auch Honoré Daumier und Albert Robida gesellen sich beispielsweise zu den „Fliegenden Blättern“.

Ob nun sonderbare Luftschiffe, verrückteste Konstruktionen, um mit Dampfmaschinen das Leben der Menschen zu „erleichtern“, ob bitterböse Zeichnungen, die die Gefahren der industriellen Revolution in eindrückliche Szenerien gießen, oder auch einfach nur humoristische Seitenhiebe auf spitzfindige Geschäftsleute. Das Spektrum der Themen zeichnet ein überaus vielseitiges Bild. Auch die Weltausstellung 1851 wird thematisiert.

„Man hat ja auch Angst gehabt vor dieser gewissen Modernisierung. Die zeichnete sich aus durch Mobilität und Beschleunigung. Die Parallele zu heute ist die digitale Revolution“, erläutert Heike Ising-Alms vom Team des Historischen Zentrums. Doch gebe es auch einen Konnex zu Engels, der begeistert war von technischen Innovationen seiner Zeit.

Die Ausstellung besticht durch zahlreiche auch — kleinere — Stationen in einem Raum, die es zu entdecken gilt. In Vitrinen sind bibliophile Schätze zu finden; markante Karikaturen sind großformatig reproduziert. So die teilweise überaus modern wirkenden Arbeiten Grandvilles — mit musizierenden Maschinen, in Menschengestalt. Originale aus Zeitschriften sind ebenso zu finden, wie Einzelabdrucke und sogar ein bedrucktes Tuch über die Weltausstellung.

„Die Besucher bekommen von uns auch Lupen. Jedes einzelne Bild ist eine kleine Geschichte“, erklärt Eberhard Illner, Museumsleiter, Initiator und Kurator der Ausstellung, die in Kooperation mit dem Museum LA8, Baden-Baden und dem Wilhelm Busch — Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst Hannover, verwirklicht wurde.

Es werden zahlreiche Raritäten gezeigt. So eine extensive Sammlung als Karikaturen über die Ballonfahrt. „Diese Stücke gehörten der Stiftung Butzweilerhof in Köln, die musste sich auflösen. Nach dieser Ausstellung werden sie nach Berlin in das Deutsche Museum für Technik kommen. Die meisten werden davon nicht mehr gesehen werden können“, sagt Illner und betont zudem, dass die Ausstellung insbesondere den Leihgaben eines Privatsammlers zu verdanken sei. Dieter Ante aus Ludwigshafen hat zweidrittel der Ausstellungsstücke beigesteuert. In einem Essayband, das zugleich als Katalog fungiert (erschienen im Athena Verlag) können die vielschichtigen Hintergründe zu den Exponaten nachgelesen werden. Es gibt zudem ein umfangreiches Begleitprogramm insbesondere auch für Kinder. Hierzu wurde das Wupperdampf Laboratorium rund um das Thema „20 000 Meilen unter dem Meer“ von Jules Verne umgestaltet.

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