Wuppertal Hochhaus-Komplex Schmitteborn: „Die Situation hat sich verbessert“

Die Nachbarn bleiben skeptisch, räumen aber ein: Im Hochhaus-Komplex Schmitteborn hat sich einiges getan. Auch die Stadt äußert sich positiv.

Wuppertal:  Hochhaus-Komplex Schmitteborn: „Die Situation hat sich verbessert“
Foto: Anna Schwarz

Langerfeld. Die Skeptiker wird es weiter geben. „Natürlich“, räumen Bernd Schinle und Baris Babayigit, Geschäftsführer der BB Immobilien GmbH, ein. Aber irgendwie mussten sie ja auch damit rechnen, als sie im vergangenen Jahr den Hochhaus-Komplex Schmitteborn erwarben. Drei Wohntürme mit bewegter Vergangenheit, die ein Großteil der Nachbarschaft am liebsten abgerissen gesehen hätte. Stattdessen kehrt dank Schinle und Babayigit wieder mehr Leben in die vorher zum großen Teil leerstehenden Klötze ein. „134 Mietverträge haben wir unterschrieben“, erklärt Schinle. Noch seien nicht alle der Mieter eingezogen. Ziel sei es aber, eine Vollvermietung — für Schinle 90 Prozent der 200 Wohnungen — zu erreichen. „Das peilen wir nicht nur für Ende dieses Jahres an, sondern das wollen wir schaffen“, betont er.

Seit dem letzten Vor-Ort-Termin der WZ Ende 2016 hat sich einiges getan — nicht nur die Zahl der Klingelschilder hat sich deutlich vergrößert. Die Eingangsbereiche und Treppenhäuser sind zum Großteil gemacht, einige Balkone gestrichen, die Dächer der beiden Flachbauten erneuert, Verwaltungs- und Vermietungsbüros sowie Musterwohnungen im mittleren der drei Blöcke eingerichtet worden.

Positiv sei auch, erklärt Babyigit, dass im Sommer das verwaiste Ladenlokal wieder öffnet. Eine Mischung aus Supermarkt und Kiosk wird einziehen, vor allem aber ein Backshop. Während er und Schinle sichtlich stolz davon erzählen, ist draußen der Rasenmäher zu hören, der sich um die Außenanlagen kümmert. Gerodete Gehölze liegen auf einem Haufen.

Doch eins wird beim Besuch vor Ort auch klar: Es bleibt noch einiges zu tun. Nicht alles, was man vorgehabt habe, konnte man schon umsetzen, räumen die beiden ein. Studenten zum Beispiel, auf die Schinle vor ein paar Monaten als neue Mieter gesetzt hatte, gibt es gerade mal eine Handvoll. Vielleicht sei die Uni dann doch zu weit weg, vermutet er. Doch mit den Bewohnern, die man habe, sei man sehr zufrieden. „Die benehmen sich“, sagt Schinle. Einsätze von Ordnungsamt oder Polizei, die vor ein paar Jahren regelmäßig stattfanden, gebe es praktisch nicht mehr — was die Polizei gegenüber der WZ bestätigt. Auch Margret Hahn vom Bürgerverein Langerfeld, bei der oft Beschwerden ankamen, hat „schon länger nichts mehr gehört.“

Lob kommt von der Stadt. „Schmitteborn hat sich positiv entwickelt“, sagt Martina Justus-Lohrmann, Abteilungsleiterin Bauförderung und Wohnen. Es habe aus Sicht der Stadt keinerlei Anlass mehr gegeben, einzugreifen.

Die Mieter habe man „sehr vorsichtig“ ausgewählt, so Schinle. Im Gegenzug vermiete man „auch keinen Schrott“. Adäquat und preiswert soll es sein. Viele der neuen Bewohner gehen arbeiten. Natürlich seien Ausländer dabei, auch Flüchtlinge. Es gebe eine Mischung verschiedener Nationalitäten. Das laufe gut. Das Wort Ghetto, was aus der Nachbarschaft oft zu hören ist, benutzt Schinle gar nicht erst. „Sowas haben wir hier auch nicht.“

Von den „Alt-Mietern“, also denen, die schon länger als ein Jahr dort wohnen, seien etwa 20 geblieben. „Und ich wohne gerne hier, seit 17 Jahren“, erzählt ein älterer Herr, der unten die Arbeiten auf dem Rasen beobachtet. Seit die neuen Eigentümer da seien, „sogar sehr gerne“, wie er mit einem Lachen sagt. Im Gegensatz zu früher würden Reparaturen jetzt schnell erledigt. „Wenn in den Wohnungen was ist, kommt jemand.“ Eine junge Mutter, die sich mit ihren Kindern grade auf dem Weg zum Einkaufen macht, ist erst vor ein paar Monaten eingezogen — und zufrieden. „Es ist sehr ruhig hier“, lobt sie und freut sich, dass es bald eine kleine Einkaufsmöglichkeit geben soll.

Und wie ist das Verhältnis zu den Nachbarn? „Wir haben Respekt gewonnen“, ist Babayigit überzeugt. Ganz einfach ist es aber nicht, wie Schinle anfügt. Der Kauf der Anlage habe für Aufmerksamkeit gesorgt, „in alle Richtungen, bei Gönnern und Neidern“. Man fühle sich schon ein wenig beobachtet. Der alte Ruf hafte Schmitteborn nun mal an.

Natürlich ist es in den Hochhäusern eine andere Klientel, als die, die in den Häusern in der Nachbarschaft sitzt und teilweise mit Argusaugen darauf guckt, was in und rund um die Wohnblöcke passiert. Dass die Bauten nicht in die Umgebung passen, ist unbestritten. Aber das tun sie jetzt seit gut 40 Jahren. Und dass es wieder verstärkt Bedarf für Wohnungen im Niedrigpreis-Segment gibt, hatte auch Baudezernent Frank Meyer mehrfach gegenüber der WZ bestätigt. In Schmitteborn gibt es sie eben neben Einfamilienhäusern.

Man müsse abwarten, sagt auch Margret Hahn. Wenn der neue Eigentümer was tue, „ist das doch erstmal gut“. Abgefunden mit der Situation haben sich viele Anwohner. Die Skepsis bleibt aber, „nicht nur bei mir“, erklärt ein Nachbar gegenüber der WZ. Vieles, was die BB Immobilien gemacht habe, „sieht für mich nach Schönheitskorrekturen aus“. Aber, so räumt er schließlich ein: „Das Gesamtbild hat sich schon verbessert.“ “ S. 14

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