Gehörlos: Beim Spielen fällt kein Wort

Der Verein „Kraft der Stille“ und die Caritas laden gehörlose Kinder nach Wuppertal ein.

Barmen. Michaels Stimmung ist schwer zu interpretieren. Seine Eltern stammen aus Russland, aber nicht nur das beschränkt die Kommunikation mit ihm. Vielmehr zählt der Elfjährige auch zu den Gehörlosen und besitzt somit ein weiteres Handicap beim Dialog mit seiner Umwelt. Erst seit einer Stunde ist der aus Essen stammende Michael nun in Wuppertal - weder hat er einen Eindruck von der Stadt noch von dem, was ihn erwartet. Aber er freut sich auf sportliche Betätigung, wie er Olga Rogachevskaya in der Gebärdensprache mitteilt.

Sport und Bewegung werden eine Woche lang wichtiger Baustein eines Freizeitprogramms sein, das die Caritas und der Verein "Kraft der Stille" einer Gruppe von teilweise gehörlosen Kindern in der Wuppertaler Jugendherberge anbieten.

Bei diesem integrativen Projekt sollen die zwölf Kinder zueinander finden, aber es bestehen noch weitere Absichten, wie die Projektleiterinnen Irina Jegorowa und Galina Rubinshteyn erklären. Sie nämlich möchten in der kommenden Woche herausfinden, welche Begabungen die einzelnen Kinder haben, um an genau diesem Punkt die künftige Förderung anzusetzen. Eine Woche kann nur ein Anfang sein, darin sind sich die Kooperationspartner einig und setzen auf eine langfristige Zusammenarbeit.

Still wie sonst keine andere Kindergruppe sitzen die Mädchen und Jungen da und betrachten gebannt die Handzeichen. Die Grußworte werden für Irina Jegorowa ins Russische und von ihr in die Gebärdensprache übersetzt. Der Umweg macht deutlich, dass diese Kinder nicht so leicht zu erreichen sind, wie man es von Gleichaltrigen gewohnt ist. Aber das Leuchten in ihren Augen spricht eine deutliche Sprache. Sie freuen sich auf Spielen, Tanzen und Basteln. Ganz besonders gilt das für Linda (12) aus Emsdetten, denn sie kennt die Jugendherberge bereits und mag diesen Ort hoch über Wuppertal.

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