Engels, Herberts, Cragg — Ein Buch über Unterbarmen im Wandel

Hermann J. Mahlberg und Hella Nußbaum veröffentlichen das Buch „Vom Haus Waldfrieden zum Skulpturenpark“.

Wuppertal. Das Buch „Vom Haus Waldfrieden zum Skulpturenpark“ von Hermann J. Mahlberg und Hella Nußbaum ist eine Fundgrube, ein wahrer Schatz. Auf 444 Seiten wird — so wie die Autoren es versprechen — ein „Zeitfenster Wuppertaler Stadt- und Kulturgeschichte“ geöffnet. Und dabei reicht der Inhalt des Buches weit über das Titelthema hinaus, denn Mahlberg/Nußbaum haben ein Standardwerk über den Stadtteil Unterbarmen geschaffen.

Nicht nur der Geschichte der Villa Waldfrieden, die der Wuppertaler Lackfabrikant Dr. Kurt Herberts in den Nachkriegsjahren bauen ließ, sind einige Kapitel, sowie eindrucksvolle historische Fotografien gewidmet, sondern es wird — mit unzähligen exakt belegten Quellen — die städtebauliche Entwicklung des gesamten Stadtteils Unterbarmen beleuchtet. Ein Stadtteil, der oft nur als Bindeglied zwischen Elberfeld und Barmen wahrgenommen wird, der aber mit seiner großen Geschichte und seinen zahlreichen architektonischen Glanzpunkten auch viele Ausrufezeichen setzen kann.

Am 8./9. September feiern die Unterbarmer das 200-jährige Bestehen der Friedrich-Engels-Allee, ihrer Prachtstraße. Eine bessere Einstimmung auf dieses Fest als die Lektüre des Buches von Mahlberg/Nußbaum kann es eigentlich nicht geben, denn die Autoren stellen Haus für Haus die Geschichte der Allee vor. Reizvoll ist dabei natürlich der Vergleich zwischen damals und heute, der im Bereich der Talsohle zwischen Haspeler Brücke und Opernhaus wohl alleine schon Stoff genug für ein anspruchsvolles Buch geliefert hätte. Überraschend ist aber auch, dass sich die Allee weitgehend ihr ursprüngliches Gesicht bewahren konnte.

Häuser erzählen Geschichten — aber sie verraten nicht alles, was hinter der Fassade steckt. So stellen Mahlberg und Nußbaum in den zentralen Kapiteln den Unternehmer Herberts vor und richten den Blick auf das Spannungsfeld „Leben und Arbeiten“, das sie schon mit Erläuterungen zu den Engels-Häusern und der Biografie des Philosophen Friedrich Engels berührt haben. Engels und Herberts — das ist eine der überraschenden Pointen der Unterbarmer Stadtgeschichte — haben beide bleibende Spuren hinterlassen, indem sie zum Wohl arbeitender Menschen Arbeit und Leben anders definierten als es in ihren Zeiten üblich war.

Die Villa Waldfrieden, die Stein gewordene Hinterlassenschaft von Dr. Kurt Herberts, wurde von Tony Cragg entdeckt, der sie und den Skulpturenpark zu einem Anziehungspunkt für Kunst- und Musikfreunde entwickelt hat. Durchaus im Sinne von Engels und Herberts, denn dies ist ein wertvoller Beitrag, die „arbeitende Stadt Wuppertal“ lebenswerter zu machen. Die Farbfotos jüngeren Datums aus dem Skulpturenpark von Jörg Lange stehen am Ende des Buches im Kontrast zur Gründerzeit. Sie visualisieren den Wunsch der Menschen, Natur, Kunst und Geschichte in Harmonie zu bringen.

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