Ein Stück Italien in Barmen

Der Magli-Kiosk von Familie Kücük am Alten Markt ist der letzte dieser italienischen Bauweise in Wuppertal.

Ein Stück Italien in Barmen
Foto: Anna Schwartz

Barmen. Knapp 80 mal 80 Zentimeter Platz hat Hasan Kücük in seinem Kiosk. Allein ist das ok, wenn seine Frau Melek und seine Tochter Nilay aber mithelfen, wird es in dem kleinen Innenraum des Büdchens ziemlich eng. Was viele nicht wissen: Der Kiosk am Alten Markt ist der letzte echte Magli-Kiosk und einer der wenigen inhabergeführten.

Schon gegen fünf Uhr schließt Hasan Kücük den Kiosk auf. „Die Leute wollen ja ihre Zeitung“, sagt er. Die Lage seines Büdchens ist ziemlich günstig. Von der Bushaltestelle zum Alten Markt kommen viele Leute am Kiosk vorbei. Morgens sind das viele, die auf dem Weg zur Arbeit sind oder Schüler, die zum Unterricht gehen. „Die Schüler kaufen oft Süßes oder mal eine Cola. Die Erwachsenen die Zeitung oder Zigaretten“, sagt Hasan Kücük.

Am Nachmittag kommt dann Nilay, seine Tochter, und hilft im Verkauf. „Ich komme oft nach der Schule vorbei“, sagt die 17-Jährige. Für sie ist das ein guter Nebenverdienst. „Ich kenne mich gut aus und es ist schöner, als mit Fremden zu arbeiten“, sagt sie. Auch ihre Mutter arbeitet oft mit. Sie hat den Kiosk von ihrem Bruder übernommen.

Die Kücüks betreiben ihn seit knapp zwei Jahren, die Mutter ist aber schon seit fünf Jahren mit ihrem Bruder dort tätig. In den vergangenen zehn Jahren habe eigentlich immer jemand aus der Familie dort gearbeitet, erinnert sich Hasan Kücük.

Der Kiosk stand vorher an einer anderen Stelle: mitten auf dem Alten Markt. Dort habe die Stadt dann aber mit Umbauarbeiten begonnen — der Kiosk musste umziehen. Mit viel Aufwand habe sein Schwager Stromleitungen zum neuen Standort verlegen lassen, erzählt Hasan Kücük.

In der Seitenstraße „direkt neben dem Eiscafé“, wie Nilay Kücük Ortsunkundigen den Standort des Kiosks oft erklärt, gefalle es der Familie gut. „Es ist ein Treffpunkt auf dem Platz. Man kommt mit vielen ins Gespräch“, sagt sie. Es gebe viele Stammkunden. „Die müssen gar nichts mehr bestellen, da greift man schon automatisch zu den richtigen Sachen.“ Nilay absolviert eine Ausbildung zur Kaufmännischen Assistentin. Das hilft der Familie beim Betreiben ihres Büdchens. „Meine Tochter macht die Buchhaltung“, sagt der Vater stolz.

Das Büdchen der Kücüks ist eine Rarität in Wuppertal. „Früher gab es noch viel mehr nicht betretbare Kiosk-Büdchen in Wuppertal, darunter auch mehrere Magli-Kioske“, sagt Thorsten Wolff von der Firma Leverdy, die früher viele der Kioske verpachtet hat. Die Familie Kücük betreibe den letzten Magli-Kiosk in der Stadt. Diese Büdchen werden in Italien nahe Bologna hergestellt. „Im Zuge von Baufälligkeit, Pächterwechseln und Stadtumbauten sind sie nach und nach aus dem Stadtgebiet verschwunden“, sagt Wolff.

Generell sei eine Vereinheitlichung der Geschäfte zu beobachten — da bleibe für inhabergeführte Läden wenig Raum. „Dennoch gehören gerade in die Innenstädte Büdchen, an denen man schnell eine Zeitung, einen Schokoriegel oder etwas zu trinken erwerben kann, zur Aufenthaltsqualität dazu“, sagt er.

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