Die Nordbahntrasse dient als Vorbild

Eine Gruppe aus Heilbronn informierte sich in Wuppertal über den Umbau der alten Bahnstrecke.

Die Nordbahntrasse dient als Vorbild
Foto: Stefan Fries

Barmen. Wer sich im Internet nach Experten für die Umgestaltung von ausgedienten Schienensträngen in Rad- und Fußwege umsieht, der stößt unweigerlich auf die Väter der Nordbahntrasse. So auch Wolf Theilacker, der Vorsitzende des Vereins „Erlebnisweg Lerchenbergtunnel“ in Heilbronn. Dort soll eine rund zwei Kilometer lange Trassenstrecke mit einem Tunnel umgebaut werden.

Als Kopf einer zehnköpfigen Heilbronner Gruppe traf Theilacker am Samstag am Bahnhof Mirke ein und wurde dort von Rainer Widmann, dem inzwischen pensionierten ehemaligen Projektleiter für die Nordbahntrasse, empfangen und auch von Oberbürgermeister Andreas Mucke begrüßt, der die Trasse als Fußgänger, Radfahrer und Langstreckenläufer kennt.

Unter den Gästen war auch Dirk Herrmann, Mobilitätsmanager des Amts für Straßenwesen in der siebtgrößten baden-württembergischen Stadt (rund 123 000 Einwohner), der nach eigenen Angaben von dem ehrgeizigen Projekt erst noch überzeugt werden muss.

Der im Besitz der Bahn befindliche Lerchenbergtunnel, vergleichbar mit der Länge des Tunnels Rott, und der dazugehörige Schienenweg wurden 1994 zuletzt von einem Zug befahren, und dementsprechend hat sich die Natur Gleis und Umgebung zurückgeholt. Was die Naturschützer von einem Biotop sprechenlässt, das man möglichst nicht antasten solle.

Probleme, die der Wuppertal Bewegung natürlich bestens in Erinnerung sind. Ebenso wie die allem Neuen gegenüber skeptischen Bedenkenträger und Schützer der im Tunnel heimisch gewordenen Fledermäuse.

Rainer Widmann ging in seinem Vortrag auf sämtliche Probleme, Schwierigkeiten und Hemmnisse ein, nahm kein Blatt vor den Mund und schilderte ehrlich den oft beschwerlichen Werdegang der 23 Kilometer langen Nordbahntrasse, die längst zu einem Wuppertaler Leuchtturmprojekt geworden ist. Die inzwischen zu Wuppertals Attraktionen gehört, Arbeitsplätze geschaffen hat, vielen Arbeitnehmern kürzere, umweltfreundliche Arbeitswege beschert und aus dem Freizeitverhalten der Bürgerinnen und Bürger nicht mehr wegzudenken ist. Wie auch die Trasse Gäste von auswärts magnetisch anzieht und Schauplatz vieler Kultur- und Sportveranstaltungen wie den 100-Kilometer-Trassenlauf geworden ist.

Widmann berichtete davon, wie Fördermittel beantragt und Firmen wegen Patenschaften und Sponsorengeldern „abgeklappert“ wurden, wie im Laufe der Bauzeit bis zu 100 Menschen des zweiten Arbeitsmarktes hier sinnstiftende Beschäftigung gefunden haben.

Ihm zur Seite stand Oberbürgermeister Andreas Mucke, dem der Stolz auf die Nordbahntrasse anzusehen war, und der sich bereit erklärte, seinen Heilbronner Amtsbruder und SPD-Parteifreund Harry Mergel anzurufen und aus eigenen Erlebnissen von der Nordbahntrasse zu berichten.

Da grau bekanntlich alle Theorie ist, wollten die Gäste aus „Käthchen-Stadt“, der Heinrich von Kleist mit seinem „Käthchen von Heilbronn“ ein literarisches Denkmal gesetzt hat, natürlich trotz des einsetzenden unaufhörlichen Regens den Asphalt unter den bereit stehenden Rädern spüren, genossen die Aussicht von den Viadukten und die umgebenden Stadtansichten und stärkten und trockneten sich abschließend im Café Blo.

Zwei Heilbronner, unter ihnen Verkehrsmanager Dirk Herrmann, hatten sich sogar bis zum Tunnel Schee aufgemacht, und man darf davon ausgehen, dass er dem Projekt „Erlebnisweg Lerchenbergtunnel“ zwischenzeitlich erheblich aufgeschlossener gegenübersteht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort