Wuppertal Berliner Platz: „Die Polizei kann nicht alle Probleme lösen“

Anwohner in Oberbarmen und Wichlinghausen fordern vergeblich eine Wache am Berliner Platz.

Wuppertal: Berliner Platz: „Die Polizei kann nicht alle Probleme lösen“
Foto: Anna Schwartz

Oberbarmen. Eine Polizeiwache auf dem Berliner Platz wäre die Lösung vieler Probleme: Diese Überzeugung teilten viele Besucher beim Abend zum Thema Sicherheit im Viertel. Sie waren auf Einladung von Stadt, Polizei und Bürgerforum Oberbarmen in die Färberei am Peter-Hansen-Platz gekommen und klagen seit langem über Drogenhandel, Verschmutzung und Sachbeschädigungen wie Schmierereien an Häusern.

Wuppertal: Berliner Platz: „Die Polizei kann nicht alle Probleme lösen“
Foto: Stefan Fries

Im Sommer hatte ein Bürgerantrag die Debatte um Sicherheit und Sauberkeit auf die höchste Verwaltungsebene gebracht, sie beschäftigt seither Politik, Polizei und das Land. Einiges habe sich schon getan, sagte Wolfgang Lonken, Leiter der Polizeiinspektion Wuppertal. So trage die mobile Wache zur Verbesserung der Polizeipräsenz bei. Zweimal pro Woche und zu wechselnden Uhrzeiten komme das Fahrzeug am Berliner Platz zum Einsatz.

Eine Wache dort werde es aber aus Personalgründen nicht geben und „Polizeipräsenz ist leider auch kein Allheilmittel“, betonte Lonken: „Selbst wenn wir hier eine Hundertschaft hinstellten, erreichten wir nur eine Verdrängung in andere Stadtgebiete.“ Die bloße Aufstockung der Zahl von Beamten sei nicht zielführend, gleichzeitig müssten Menschen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen, Taten zu melden und als Zeugen zur Verfügung zu stehen: „Wählen Sie die 110“, appellierte Lonken. „Rufen Sie an und melden, wenn Sie etwas beobachten — wir kommen.“

Es nutze der Polizei wenig, „wenn wir zwei Tage im Nachgang Informationen zu einem Vorgang bekommen“. Das sei zwar zur Beurteilung der Gesamtsituation wichtig, helfe im konkreten Einzelfall aber nicht. Ansonsten seien die Bezirksdienststellen Wichlinghausen und Heckinghausen für jeden erreichbar.

Nicht alle der anwesenden Stadtteilbewohner konnte Lonken überzeugen. Ein Mann berichtete von Drogenhandel auf offener Szene, eine Frau von fortgesetztem Fahrraddiebstahl ohne Folgen für die offenbar bekannten Täter. Eine muslimische Mutter äußerte Sorge, ihren Jungen allein auf dem Berliner Platz spielen zu lassen. Die meisten Täter seien am nächsten Tag wieder auf freiem Fuß, schimpfte ein Nachbar. Das komme vor, räumte Lonken ein, sei aber Sache der Justiz. Ebenso wie es Sache des Landes sei, mehr Polizisten einzusetzen.

„Die Polizei hat ihr Gewaltmonopol verloren“, sagte eine Teilnehmerin unter Applaus. Und während ein aufgebrachter Mann angesichts gefühlter Ohnmacht schon vor Bürgerwehren warnte, wurde deutlich, dass bei vielen der Anwesenden „das subjektive Sicherheitsgefühl nicht mehr vorhanden ist“, wie Färberei-Leiterin Iris Colsman feststellte. Das müsse wiederhergestellt werden, betonte Oberbürgermeister Andreas Mucke.

„Es ist gut, dass der Dialog mit den Bürgern fortgesetzt wird“, sagte Franz-Georg Schmitz, der mit seinen Nachbarn den Bürgerantrag auf den Weg gebracht hatte. Cemal Agir, Oberbarmer Quartiershausmeister, rief engagiert zu Einigkeit und Solidarität im Stadtteil auf: „Da sind wir alle gefragt.“ Andreas Mucke, Bernd Schäckermann vom Bürgerforum und Sozialdezernent Stefan Kühn kündigten an, den Abend spätestens im April zu wiederholen.

Die Anwohner verließen die Färberei nach anderthalb Stunden Diskussion mit gemischten Gefühlen: „Viele gute und richtige Worte, aber keine Lösung“, sagte einer. Für Wolfgang Lonken ist das Problem ein gesamtgesellschaftliches: „Die Polizei kann nicht Problemlöser für alles sein.“

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