Barmerin wittert Umweltskandal

Kleingärtnerin Veronika Wolf fand Ölreste unter ihrer Laube. Sie kritisiert die Stadt.

Barmerin wittert Umweltskandal
Foto: Andreas Fischer

Barmen. Nachdem die WZ über einen mit Schadstoffen wie Blei und PCB belasteten Kleingarten in der Anlage Waldfrieden in Barmen berichtet hat, hat sich nun die Pächterin der betroffenen Parzelle gemeldet. Mit Blick auf die Belastung ihres Gartens spricht Veronika Wolf von einer „Sauerei“. Sie nimmt an, dass die Stadt einen Umweltskandal kleinreden will.

2015 hat die Umweltingenieurin den Garten von der Stadt gepachtet. Zunächst renovierte sie das Innere des Gartenhäuschens. Schließlich fiel ihr auf, dass die Terrasse circa einen Meter über dem Boden installiert wurde.

Darunter machte sie einen erschreckenden Fund. Offensichtlich hatte jemand dort jede Menge Müll vergraben. Zu sehen waren unter anderem alte Dachpappen, Reste von Leuchtstoffröhren und etwa zehn Jahre alte Wein-Tetrapacks. Aber auch Schlacke und eingesickertes Öl, das schwarze Flecken im Boden hinterlassen hatte.

Den Fund machte Wolf im Jahr 2016 und informierte die Stadt. Sie geht davon aus, dass ein Vormieter der Parzelle bei einem Umbau entstandene Abfälle dort verscharrt hat. „Da wurde Schrott aus den letzten 50 Jahren verbuddelt“, sagt Wolf und fügt hinzu, dass die Stadt den „krebserregenden“ Müll bis heute nicht abgeholt hat. Reinhard Gierse vom Umweltressort teilt auf Nachfrage mit, dass die Ursache nicht eindeutig dem Vorpächter, der schon verstorben sei, zuzuordnen ist. Die Entsorgung des Mülls unter der Terrasse habe schon im vergangenen Jahr erfolgen sollen, sei „aber aufgrund einiger Vorkommnisse — unter anderem der Weigerung von Frau Wolf — gescheitert.“ Nun solle eine Fachfirma im kommenden Jahr die Abfälle abholen und zu einer entsprechenden Deponie bringen.

Sie habe sich nicht geweigert, die Abfälle von Fachleuten abholen zu lassen, sagt hingegen Veronika Wolf. Es habe einen Vorschlag gegeben, dem sie nicht zustimmen wollte. Laut Wolf habe der vorgesehen, dass die Kleingärtner den giftigen Müll in einer Art „Dreck-Weg-Aktion“ selber einsammeln und zu einer Deponie bringen lassen — unvorstellbar für Wolf. Gierse erwidert, dass zwar eine entsprechende Maßnahme vom Gartenverein vorgeschlagen wurde, die Kleingärtner wären aber mit entsprechenden Schutzanzügen und Handschuhen ausgerüstet worden.

Nachdem Wolf im Jahr 2016 die Mini-Deponie unter der Terrasse gefunden hatte, entnahm sie zunächst selbst Proben und ließ sie durch ein Labor untersuchen. Hierdurch wurde bekannt, dass der Boden unter anderem mit PCB belastet ist. Auf den krebserregenden Stoff lässt das Umweltressort normalerweise nicht prüfen, erklärt Reinhard Gierse. PCB sei bisher in Kleingartenanlagen im Gegensatz zu etwa Blei kein Problem im Stadtgebiet gewesen. Im November ließ die Stadt daher den Kleingarten erneut untersuchen.

Mehrere Proben zeigten giftige Stoffe wie PCB, Blei oder Cadmium. Weitere Proben in der Gartenanlage sollen folgen. Entsprechende Empfehlungen der Stadt — wie gründliches Waschen der Hände oder die Nutzung von Hochbeeten beim Anbau von Gemüse — reichen Veronika Wolf nicht aus. Die Stadt müsste den Boden des gesamten Gartens abtragen lassen, so Wolf. Außerdem kritisiert sie, dass das durch die Stadt beauftragte Gutachten die ermittelten Werte verharmlost. „An keiner Stelle des Gutachtens kann der Eindruck gewonnen werden, dass der Schutz der Wuppertaler Bürger und deren Kinder im Vordergrund steht — im Gegenteil wurde sehr viel Mühe aufgewandt, mit unsicheren Methoden die Belastung herunterzurechnen“, so ihr Urteil.

Dazu Reinhard Gierse: Da es in der Bodenschutzverordnung keine Prüfwerte für Kleingärten gebe, seien Wuppertaler Beurteilungswerte abgeleitet worden. Die Ableitung erfolgte in einer Arbeitsgruppe, die auch aus Mitarbeitern des Landesumweltamtes und der Bezirksregierung bestanden habe. Da kein eindeutiger „Hot-Spot“ im Garten auszumachen sei, könne auch nach dem Bodenschutzrecht nur die durchschnittliche Gesamtbelastung für die Gefahrenbeurteilung herangezogen werden. Veronika Wolf hat eine andere Vermutung: „Die Stadt will ein Problem, dass viele Kleingärten betreffen könnte, kleinreden.“

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