WZ-Mobil: Im Osten herrscht Furcht vor dem Ärztemangel

Eine Praxis hat bereits geschlossen, folgen weitere?

Langerfeld. Ein Allgemeinmediziner und eine Kinderärztin haben ihre Gemeinschaftspraxis in Langerfeld kürzlich geschlossen. An einer der verbliebenen Praxen hängt bereits ein Schild, dass keine neue Patienten mehr aufgenommen werden können. Viele Bewohner im Stadtteil befürchten, dass sich die Situation verschärfen könnte, wenn weitere Praxen sogar schließen sollten.

„Ich war bei vier Ärzten, keiner konnte mich aufnehmen“, erklärt Christa Hahn. „So geht das doch nicht.“ Und Anne Mahrt fügt hinzu: „Das könnte bald jedem passieren. Man kommt sich schon vor wie auf ’nem Dorf.“

„Ich selbst musste mir noch keinen neuen Arzt suchen. Aber ich habe von anderen viel Negatives gehört“, sagt Helmut Figge, der schon seit 80 Jahren im Stadtteil wohnt. „Ich denke, dass der Aufnahmestopp nicht gegen uns Patienten geht, sondern gegen die Ärztekammer.“

Den Hausarzt musste Ursel Herbig auch noch nicht wechseln. „Wir alten Patienten sind aber trotzdem betroffen. Wenn die Ärzte mehr Patienten aufnehmen müssen, haben sie automatisch weniger Zeit für uns“, sagt sie. Längere Wartezeiten und weniger Termine seien die logische Folge des Prozesses. „Wenn die Ärzte in einem Monat beispielsweise ihr Budget ausgeschöpft haben, kann mein Arzt mir keine Krankengymnastik mehr verschreiben, obwohl ich die eigentlich bräuchte“, befürchtet sie.

Auch Manfred und Rose Nüßel beteiligen sich an der Diskussion: „Ich bin Diabetikerin. Die medizinische Fußpflege in Langerfeld musste schließen. Jetzt muss ich zum Rott oder nach Heckinghausen — und das ist gar nicht so einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln.“

Annegret Gutmann ist vom Ärztemangel nicht betroffen. „Ich merke davon nichts.“ Sie kann sich aber vorstellen, dass „Magnete“, wie verschiedene Einzelhändler, im Stadtteil fehlen, die junge Ärzte und deren Familien locken könnten.

Auch Erwin Volkmann zieht eine Verbindung zwischen dem Einzelhandel und den Arztpraxen. „Wenn ich bei meinem Hausarzt in Heckinghausen bin, dann kaufe ich da auch ein. Klar, dass die Kaufkraft hier zurückgeht.“

Monika Kasten, Inhaberin des „Generationennetzwerkes“, erfährt die Not der älteren Menschen täglich: „Viele benötigen kurzfristig Hilfe, bekommen aber keine. Wir versuchen dann gemeinsam, andere Hausärzte zu suchen.“ Ihrer Meinung nach liegt es nicht an der genannten Unattraktivität des Stadtteils, sondern am Gesundheitssystem. „Es muss attraktiver für junge Mediziner werden, eine eigene Praxis als Hausarzt zu öffnen.“ Dem stimmt auch Werner Hahn zu. „Ich kann es nicht verstehen, dass hier ein Arzt dringend einen Nachfolger gesucht hat, die Praxis fast verschenkt hätte, aber keiner bereit ist, diese zu übernehmen.“

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