Skepsis bei Anwohnern, Bürgerverein, Politik & Co.

Viele glauben nicht, dass sich die Wohnungen vermieten lassen — und wünschen sich den Abriss der Hochhäuser. Einige hoffen aber auch auf den Investor.

Langerfeld. Die Spaziergängerin mit Hund wirft einen skeptischen Blick auf die Hochhaustürme. „Man hört so viel“, sagt die Frau. Sie sei, wie so viele überrascht, wenn nicht sogar geschockt gewesen, als bekannt wurde, dass die „Klötze“ nicht, wie erhofft, abgerissen, sondern renoviert werden sollen. „Aber Kosmetikarbeiten reichen da bestimmt nicht.“

Abriss und Neubau, dass sei die einzige Lösung, sagt ein anderer Anwohner. Offenbar habe sich aber niemand gefunden, der nicht nur den Kaufpreis für das Grundstück (gut 16 000 Quadratmeter), sondern auch die Abrisskosten übernehmen wollte. Ein Grundstückspreis von gut 650 000 Euro war gerüchteweise im Gespräch. Laut Gutachten des alten Eigentümers lagen die Abrisskosten bei rund 1,3 Millionen Euro. Die wollte kein Interessent zusätzlich aufbringen.

Skepsis bei Anwohnern, Bürgerverein, Politik & Co.
Foto: A. Schwartz

Der neue Eigentümer werde aber auch merken, so der Anwohner, „dass sich das, so wie jetzt geplant, auch nicht rechnen wird“. Dass die Wohnungen an, wie versprochen, „ordentliche Mieter“ gehen, bezweifelt er. Schon am WZ-Mobil Anfang September hatten viele Anwohner gefragt: „Wer will denn hier wohnen?“ und eine Ghetto-Bildung befürchtet.

Das sei nun mal Privateigentum, erklärt Margret Hahn vom Bürgerverein Langerfeld. Deshalb habe niemand dem alten Eigentümer vorschreiben können, an jemanden zu verkaufen, der abreißt. Aber auch sie bleibt skeptisch, ob des aktuellen Zustandes der Häuser. „Ob man das alles beheben kann, ist doch fraglich.“ Man hoffe auf jeden Fall auf eine andere Mieterklientel, „wenn ordentlich saniert wird“. Ansonsten müsse man abwarten. „Ich unterstelle dem neuen Eigentümer aber einen guten Willen.“

Ähnlich sieht es Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever (SPD). So wie zuletzt habe Schmitteborn nicht mehr funktioniert. Deshalb sei auch die Politik für den Abriss gewesen. Der neue Investor habe jedoch eine Chance verdient. „Man muss ihm Zeit geben und kann nur hoffen, dass es sich positiv entwickelt.“

Auch Baudezernent Frank Meyer spricht bei Schmitteborn von einem „städtebaulichen Missstand aus den 1970er Jahren“. Man könne aber niemanden zwingen, etwas abzureißen. Die Entwicklung habe man deshalb genau im Blick, auch deshalb, weil Anwohner bereits während der Renovierungsarbeiten mehrfach die Stadt einschalteten. Unter anderem ging es um Arbeiten an der Fassade, angeblich nicht ordnungsgemäß abgeleitetes Reinigungswasser und verbaute Asbestplatten. Die Stadt bzw. auch die Bezirksregierung haben deshalb kontrolliert. „Aus unserer Sicht ist da alles redlich gelaufen“, sagt Meyer, der betont: „Was wir vermeiden wollen, ist die Bildung eines neuen sozialen Brennpunktes.“ Die Situation habe sich zwar zuletzt etwas gebessert, was aber auch daran lag, dass weniger als ein Drittel der Wohnungen belegt war.

Meyer bestätigt aber den Eindruck des Investors, dass die Nachfrage für Wohnungen im Niedrigpreisegment in Wuppertal wieder angezogen hat. Und damit auch Leerstand wiederbelebt werde, den man schon ganz loswerden wollte — wie eben Schmitteborn.

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