Stadtmensch: Mit Orgeln um den Globus

Andreas Ladach handelt mit Pfeifenorgeln. Auch in Indien sind seine Dienste gefragt.

Wuppertal. Sein Beruf führt Andreas Ladach nach Norwegen, Portugal, Polen - und vor ein paar Wochen sogar nach Indien. Jedes Jahr legt er allein mit dem Auto mehr als 40000 Kilometer zurück, fünf Sprachen spricht der zweifache Familienvater mittlerweile, darunter italienisch und französisch.

Ladach handelt mit gebrauchten Orgeln - Pfeifenorgeln um genau zu sein, die er vorzugsweise in England aufkauft, um sie dann seinen Kunden auf der ganzen Welt anzubieten. Oft nehmen sie dabei einen kleinen Umweg über die Arrenberger Straße in Wuppertal, denn hier hat der studierte Diplomingenieur seit etwa fünf Jahren sein Geschäft.

Auch wenn er den ganzen Globus bereist, die Fahrt nach Indien war sogar für Ladach eher ungewöhnlich. Ein befreundeter Pfarrer aus Süddeutschland rief Ladach vor einiger Zeit an. Sein Anliegen: Er brauchte eine Orgel für seine indische Heimatgemeinde in Bangalore, im Süden des Landes gelegen. Doch das Budget war äußerst knapp.

Zwei Jahre suchte Ladach nach dem passenden Stück. Doch endlich gefunden und verschifft, reichte das Geld der Gemeinde nicht mehr für den Aufbau. Kurzerhand erklärte Ladach sich bereit, die Orgel in der "All Saints Church" kostenlos aufzubauen. Ein Abenteuer, an das er sich gerne zurückerinnert: "Vor der Kirchentür mussten wir die komplette Orgel auseinander bauen, weil die Maße nicht stimmten und die Orgel genau sieben Zentimeter zu breit war."

Eine stressige Zeit also, in der Ladach außer dem Flughafen und der Kirche nur wenig von der Gegend sehen konnte. Am meisten beeindruckt hat ihn die Gastfreundlichkeit der Menschen. "Wir haben die Woche dort komplett gesponsert bekommen. Ich hatte zwar am Flughafen Geld umgetauscht, aber hatte nicht die Möglichkeit, auch nur eine einzige Rupie auszugeben - man hat für uns einfach alles gemacht." Ein kleiner Kulturschock für den gebürtigen Wuppertaler, dem die Freundlichkeit der Inder manchmal sogar ein bisschen unangenehm war.

Dabei hat alles nur durch einen Zufall angefangen. "Während des Studiums habe ich über einen Kirchenarchitekten erfahren, dass in Düsseldorf eine kleine Orgel zu verkaufen ist. Daraufhin habe ich einen Freund in Polen angerufen, der sich ein wenig umhörte und mir nach kurzer Zeit drei Interessenten nannte." Voller Tatendrang packte der Student Ladach seine Sachen, baute die Orgel in Düsseldorf ab und brachte sie nach Polen.

Ahnung von Orgeln hatte er damals keine. "Man muss dafür schon irgendwie eine Macke haben", lacht er. Doch der 38-Jährige war auf eine Marktlücke gestoßen, und sein Orgelhandel war geboren. Über 100 dieser Pfeifenorgeln gehen ihm mittlerweile pro Jahr durch die Hände, die Preise reichen von 1000 Euro für sehr reparaturbedürftige Exemplare, bis hin zu 150 000 Euro für echte Raritäten.

Ladach ist ein gefragter Mann: Während er von seinem Beruf erzählt, klingelt mehrfach das Telefon. Fließend wechselt er vom Polnischen ins Deutsche und anschließend ins Englische. "Gerade jetzt zum Ende des Jahres war besonders viel los. Die Gemeinden merken, dass sie noch etwas Geld übrig haben, und dann muss das alles immer ganz schnell gehen."

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