„Zettels Traum“ — die Skizze als Kunstwerk

Wuppertal. Der Bildhauer Tony Cragg ist den Wuppertalern gegenwärtig, doch hinter seinen Skulpturen, die den öffentlichen Raum besetzen, steckt in Zeichnungen eine leise Vorarbeit, die nur wenige zu Gesicht bekommen.

Mit der Ausstellung „Zettels Traum“ im Von der Heydt-Museum eröffnet sich nun die Möglichkeit, mit den Planungen und Skizzen Craggs sowie seiner Künstlerkollegen vertraut zu werden.

Museumsdirektor Gerhard Finckh stand am Sonntag bei der Vernissage vor einer ansehnlichen Publikumsschar, um zu erläutern, wie sehr die Zeichnung vom Wesen des Künstlers und seinem Können kündet. Zu sehen sind rund 220 Exponate aus der Sammlung von Bernd und Verena Klüser. Dass große Namen von Tiepolo bis Beuys vertreten sind, besagt in diesem Kontext wenig. Weit eher ist es die Tatsache, dass nicht nach Katalogwerten gesammelt und ausgestellt wurde, sondern einzig aus der Freude am Schönen. Von der „Kreuzaufrichtung“ aus dem 16. Jahrhundert ist nicht einmal die Provenienz bekannt.

Jan Fabre setzt ein Wirrwarr aus Kugelschreiberstrichen, um darauf zwei Käfer als sinngebendes Merkmal zu fixieren. Carl Rottmanns „Blick auf die Bucht von Genua“ zeigt das geruhsame Treiben des Jahres 1826 in einer Stadt, die inzwischen zum Moloch angewachsen ist. Aus dem rastlosen Heute stammt das zeichnerische Werk von Jorinde Voigt, der ein eigener Raum und Katalog gewidmet ist. Was da wie Ausschläge auf dem EKG wirkt, folgt einem komplexen Gedankengebäude, das dem leeren Blatt auf eine zeitgemäße Weise entflieht, um damit doch nur den uralten horror vacui zu bestätigen. „Zettels Traum“ ist bis zum 19. Juni im Von der Heydt-Museum zu sehen.

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