Wuppertal als Zufluchtstätte für den Holländer

Kein Käse: Den Online-Auftritt der Stadt gibt’s auch auf Niederländisch.

Wuppertal. Sehr spät ist uns aufgefallen, dass Wuppertal alles besitzt, was die Niederländer gerne hätten, wenn man das Thema Fußball mal ausklammert. Zumindest ist der WSV noch nicht so weit, dass er die Oranjes in Scharen ins Bergische Land locken würde.

Warum auch? Die Region hat ganz andere Qualitäten. Hohe Berge zum Beispiel - zumindest aus holländischer Perspektive. Außerdem: einen Zoo, den man erklettern muss, zahlreiche caravanfreie Zonen, Lebensmittel, die auch unfrittiert munden, und natürlich statt Windmühlen eine Schwebebahn, in Holland Zweefbaan genannt.

Das allein sind schon genug Gründe für den Niederländer an sich, ins nahe Wuppertal zu reisen. Aber darauf gekommen sind erst die Strategen der Wuppertal Marketing GmbH, weil die nämlich alljährlich auf der Tourismusmesse in Uetrecht von gipfelsüchtigen Flachländern überrannt werden.

Das ist ja auch naheliegend, denn was will Holland schließlich am Niederrhein oder in Düsseldorf? Da sieht es doch genau wie zu Hause aus - nur ohne Holzschuhe. Da machen die paar Kilometer über den Rhein ins Gebirge den Käse auch nicht fett. Wer weiß, möglicherweise wird beim drohenden Anstieg der Meeresspiegel das Bergische sogar zur beliebten Zufluchtstätte für den Holländer - mit Nordseehafen (benannt nach einer ehemaligen Landeshauptstadt) sowie einem Menschenschlag, der schlechtes Wetter gewöhnt ist.

Also muss es uns erstaunen, dass sich trotz dieser niederschlagenden Argumente die Gelbe-Nummerschild-Dichte am Wupperstrand noch in deutlichen Grenzen hält. Bis jetzt, denn Wuppertal hat eine Taktik ausgearbeitet, die besser sein soll als die Pässe von Hollands Mittelfeld-Star Wesley Sneijder, so gut, dass sie die Nachbarn (mit ein paar Belgiern im Schlepptau) in Scharen anlocken wird.

Kosten tut es auch fast nix. Man bietet nämlich Teile des städtischen Internet-Angebots auch auf niederländisch an. Die englische Übersetzung ist schon länger online, was sich bereits am deutlichen Anstieg walisischer und schottischer Feriengäste im Gelpetal niedergeschlagen hat. Jetzt also auch die Holländer. Die finden unter www.wuppertal.de alles über die Zweefbaan, bergische "specialiteiten" und die ebenso begehrten wie "zelfbewusten Wuppertaalse productlijn".

Dem Vernehmen nach ist das Online-Angebot aber erst der Anfang. Die noch zu sanierenden Schwebebahnstationen bekommen einen dezent-orangefarbenen Anstrich, der Botanische Garten erhält einen klaren Schwerpunkt in Richtung Tulpen, der Pommes-Stand an der Neumarktstraße wird in den Restaurant-Führer aufgenommen und die Seelöwen im Zoo verspeisen ihren Hering ja sowieso schon auf holländische Art, lehnen aber noch rohe Zwiebeln als Beigabe kategorisch ab.

Das wichtigste aber wird ein gigantischer ADAC-geprüfter Campingplatz sein, ausschließlich für Wohnanhänger ausgelegt und in der Region Vohwinkel/Sonnborn angesiedelt. Dort werden zum NRW-Tag bereits erste Erfahrungen gesammelt, wenn die Stadtteile zum Parkplatz der Festbesucher werden - auch für holländische.

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