Wie ein Wuppertaler zum südafrikanischen Fußball kam

In Wuppertal geboren, zog es den Grafiker 1959 nach Johannesburg. Dort war er Kicker beim 1. FK Viktoria 47.

Wuppertal. Tore lauern überall, ganz gewiss auch in Südafrika. Wenn dort im Juni die Endrunde der Fußballweltmeisterschaft anrollt, dann feiert der Wuppertaler Karl Heinz am Bildschirm sein ganz persönliches Wiedersehen mit dem Gastgeberland: 50 Jahre sind vergangen, seit Heinz selbst auf südafrikanischem Rasen als Kicker gestanden hat.

Geplant war alles nur als dreiwöchiger Urlaub im Dezember 1959. Auf Einladung seiner Schwester flog der damals 22 Jahre alte Heinz um den halben Erdball. Drei Tage dauerte der Flug mit einer Propellermaschine, die in Malta, Kairo und Entebbe zwischenlandete.

Kaum in Südafrika gelandet, startete Heinz zur großen Rundreise, sah die Victoriafälle und den Kruger-Nationalpark, bevor er wieder in Johannesburg eintraf. "Da war alles größer und höher, als ich es aus Wuppertal kannte." Und: "Alle Hautfarben waren vertreten, das war mir damals auch noch nicht vertraut."

Fasziniert von den Eindrücken, ließ sich Heinz schnell überreden, in Südafrika zu bleiben. Nachdem er daheim in einer Solinger Werbeagentur gearbeitet hatte, fand er rasch eine Anstellung bei der VC Advertising Agency. "President Street 124", das weiß der Wuppertaler noch heute.

Um den noch leeren Schreibtisch mit Arbeitsmaterialien zu füllen, tätigte Heinz einen Großeinkauf, der seinen Werdegang bestimmen sollte. Denn der Inhaber des Grafikfachhandels war Schweizer und preschte gleich mit der Frage vor: "Treibst du Sport?" Aber ja! Heinz hatte bei den Fußball-Amateuren des WSV gespielt.

So war für ihn die Bahn frei in den 1. FK Viktoria 47 Johannesburg. Die Trikots wiesen nicht zufällig das Schalker Blau-Weiß auf, denn der 1. Vorsitzende des von Deutschen gegründeten Clubs stammte aus Gelsenkirchen. "Ich trug die Nummer elf - wie der berühmte Berni Klodt."

Der Linksfüßer Heinz fand seinen Platz als Linksaußen und war schnell Liebling des Abends, als er im Vereinslokal die Gassenhauer aus der Heimat auf dem Akkordeon spielte. Zwei Jahre blieb der Wuppertaler auf dem afrikanischen Außenposten, nur durch einen kurzen Heimataufenthalt unterbrochen, bei dem er seine spätere Frau Annegret kennenlernte. Sie versorgte ihn fortan mit Spielergebnissen und sandte ihm auch die Nachricht vom Aufstieg des WSV in die Oberliga West.

Die Apartheid betrübte ihn, doch tröstete er sich damit, dass sich in der Firma Schwarz und Weiß auf Augenhöhe begegneten. 1962 kehrte Heinz ins Bergische zurück. "Ich brauche nur den Schriftzug Wuppertal oder einen Schwebebahnpfeiler zu sehen, dann bin ich glücklich."

Johannesburg will er so in Erinnerung behalten, wie er es kennenlernte - und also auch die WM nur am Fernseher verfolgen. Die aktuelle Skepsis in punkto Organisation und Sicherheit teilt er nicht: Aufgrund der Fußballbegeisterung und des Enthusiasmus am Kap, die er selbst erleben konnte, rechnet er mit einem gelungenen Turnier.

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