Vollplaybacktheater: Unsterbliches vom Tonband

Mit seinen Hörspiel-Persiflagen füllt das Wuppertaler Vollplaybacktheater Säle im ganzen Land — gerade auch mit Kindern der 80er.

Das VPT ist jetzt mit dem Hörspiel-Klassiker um „Die Schwarze Katze“ auf großer Deutschland-Tour. Viele Shows sind ausverkauft. Lampenfieber?

David: Ein bißchen Lampenfieber immer. Aber vor allem große Vorfreude. Und das jeden Abend!

Britta: Man ist ja zum Glück nicht allein auf der Bühne, da lässt sich das Lampenfieber gut aushalten.

Wie bereitet sich das VPT auf eine Inszenierung vor? Ist nach mehr als zehn Jahren Routine eingekehrt?

David: Richtige Routine ist eigentlich nicht möglich, da eine neue Show ja auch immer wieder neue Ideen braucht. Aber natürlich ist die Planung der Abläufe wie Stückauswahl, Schnitt der Tonvorlage, Bühnenbild- und Requisitenbau oder die Organisation der Filmdrehs immer solider geworden.

Wie lässt sich das VPT jemandem in drei Sätzen erklären, der noch keine Show gesehen hat?

David: Das versuchen wir jetzt schon seit fast fünfzehn Jahren. Ich glaube, das geht nicht. Am besten hinkommen, ansehen, überraschen lassen, Spaß haben.

Thomas: VPT? Tolle Unterhaltung, schräger Humor, einzigartig.

Ein Erfolgsgeheimnis des VPT ist die Nostalgie beim Blick in die 70er und 80er Jahre, und viele Fans sind mit den Drei Fragezeichen groß geworden: Wie sieht das Publikum altersmäßig aus?

David: Ich hab mich gerade auf einer der letzten Shows mit einem 17 Jahre alten Zuschauer unterhalten. Der hat mir versichert, dass die Hörspiele auch in seiner Altersgruppe noch viel gehört werden. Klingt also so, als müssten wir uns über Publikumsnachwuchs keine Sorgen machen. Außerdem hat sich wohl mittlerweile herumgesprochen, dass wir auch unabhängig von dem Nostalgiefaktor Spaß machen.

Wie stehen die Orignalstimmen der Drei Fragezeichen und das Label Europa eigentlich zur Persiflage? Haben Sie mal eine Show gesehen?

David: Klar. In Hamburg und München ist die Gästeliste voll mit Label-Mitarbeitern. Die machen mittlerweile schon eine Art Betriebsausflug zu unseren Shows. Und hinterher trinken wir gerne noch das ein oder andere Bier zusammen, wenn’s passt. So übel scheinen sie uns also unsere Shows nicht zu nehmen.

Welchen Stellenwert hat Wuppertal im Tournee-Plan?

David: Zu allererst geht es zu Hause natürlich um die Premiere! Und dann passt es häufig ganz gut, die allerletzten Shows auch hier zu spielen. So wie jetzt am 14. und 15. Mai.

Britta: In Wuppertal sind die alkoholischen Wurzeln des VPT, das wird auch immer die Base bleiben.

Seit Jahren wird auch in Wuppertal an der Kultur gespart, und auch die freie Szene steckt im Umbruch, wie das VPT beim Rex-Theater ja selbst erleben musste: Hat Kultur in Wuppertal eine Zukunft?

David: Ich glaube, so leicht ist Kultur im künstlerischen Bereich nicht tot zu kriegen. Ich erlebe in den letzten ein bis zwei Jahren eine extrem lebendige und agile Subkulturszene im Tal. Sommerloch, Taltontheater jetzt mit eigener Bühne, Hebebühne, Clownfish im Mirker Bahnhof und vieles mehr. Das heißt natürlich nicht, dass die Politik sich zurücklehnen dürfte und sagen: „Seht ihr, es funktioniert doch!“ Aber Kultur passiert eben häufig nicht wegen, sondern trotz politischer Entscheidungen.

Britta: Gerade die freie Szene ist nicht nur kreativ in Kunst, sondern auch darin, sie an den Mann und die Frau zu bringen. Das beste Beispiel dafür sind wir selbst, die bisher ohne Fördergelder Großes bewegen konnten. Allerdings hat uns da das Forum Maximum immer in “Naturalien” unterstützt, also in Form von Herberge! Aber da traf ja auch Privat auf Privat. Wuppertal könnte vielleicht mehr Stolz für seine kämpfenden freien Künstler zeigen, das würde einfach gut tun.

Welche Show-Panne bleibt auf Dauer in Erinnerung?

David: Och, verschiedene. Meistens sind es technische Pannen. Auf der Dezember-Tour zum Beispiel ist die Sicherung für den Technik-Platz rausgeflogen. Und alles war aus. Lichtpult, Ton, alles. Christoph stand als Kommissar alleine auf der Bühne. Mit Zigarette. Das Schöne an solchen Situationen ist, dass es dann sogar ein großer Lacher wird, wenn eine Zigarette ausgetreten und direkt die nächste angezündet wird.

Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus? Welches Stück folgt der „Schwarzen Katze“?

David: Keine Ahnung. Da werden wir jetzt im Laufe der Tour beim Bierchen mal drüber plaudern.

Thomas: Wir würden gern immer wieder versuchen, auch andere Hörspielklassiker wie TKKG, Sinclair oder Winnetou auf die Bühne zu bringen. Dass wir das wollen und können, ist nicht die Frage, aber dass sich die Leute für diese Sachen etwas mehr öffnen, wird noch etwas Arbeit. Die Drei Fragezeichen laufen einfach, aber das VPT kann andere Sachen natürlich mindestens genau so gut. Wir arbeiten daran, dass die Leute in Scharen kommen, weil wir das VPT sind und nicht ‘diese Drei Fragezeichen-Show’. Aber der Weg ist lang und steinig.

Spürt das VPT Erfolgsdruck, und wie geht es mit ihm um?

David: Erfolgsdruck? Nö. Wir haben damals aus Spaß mit dem ganzen Quatsch angefangen und irgendwie fühlt sich das immer noch so an. Natürlich hängt da jetzt ein funktionierender Tourneetheaterbetrieb dran. Aber eine Tour ist immer noch besser als Klassenfahrt und Kindergeburtstag in einem!

Britta: Wir haben uns weiter entwickelt, geht ja auch nicht anders und da sind Ansprüche vom Publikum und von uns selbst, die einem immer wieder Neues entlocken. Wir wollen nicht stagnieren, aber bleiben uns trotzdem treu. Deshalb wird das Bühnenbild auch weiter aus Sperrmüll sein und die Kostüme vom Lumpi. Auch wenn wir das nicht absetzen können.

Glaubensfrage zum Schluss: Drei Fragezeichen oder doch lieber TKKG?

David: Ich persönlich: John Sinclair.

Thomas: Winnetou mit SupaKnut als Ntschotschi.

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