Tigerbaby: Seltener Nachwuchs im Zoo

Erstmals wurde im Wuppertaler Zoo ein sibirisches Tigerbaby geboren. Das Kleine hört auf den Namen Tschuna.

Wuppertal. Etwa 1800 Gramm ist das kleine pelzige Knäuel schwer und es grummelt wie ein kleine Katze vor sich hin und tappert auf dem Boden umher. Das getigerte Muster aber verrät worum es sich handelt: Raubkatzen-Nachwuchs. Die sibirischen Tiger im Zoo haben sich erstmalig vermehrt. Das Ergebnis ist das kleine Pelzknäuel, das am Sonntag im Zoo der Presse präsentiert wurde.

Die junge Tigerdame ist vor zwei Wochen geboren, ganz früh morgens am 22. August. Ihr Name ist Tschuna, benannt nach einem Fluss in Sibirien. Der Vater der kleinen Tschuna ist Wassja, der 2007 mit seinem Bruder Mandschu aus dem Schweriner Zoo nach Wuppertal gekommen ist. Da ließ es sich auch der stellvertretende Oberbürgeremeister aus Schwerin, Wolfram Friedersdorff, nicht nehmen persönlich zu gratulieren.

Für Tigermama Mymoza, die aus Moskau stammt, war es der erste Nachwuchs. "In der Natur ist die erste Geburt häufig eine Art Probelauf", erklärt Dr. Arne Lawrenz, Tierarzt im Zoo. Mymoza brachte nach rund 110 Tagen Trächtigkeit zwei Junge zur Welt, eines aber starb bereits bei der Geburt. Tschuna kam gesund zur Welt, wurde aber nach einer Woche nicht mehr von der Mutter angenommen. "Wenn nur ein Tigerbaby säugt, passiert es leicht, dass der Milchfluss unterbrochen wird", erklärt Dr. Lawrenz.

Der Zoo wollte das Tigerbaby ungern per Hand aufziehen und ließ Tschuna noch eine kurze Zeit bei der Mutter. Als das Tierjunge aber sehr schwach wurde, entschied man sich doch für die Handaufzucht, zumindest auf Zeit. "Wir dachten schon es sei zu spät, nach einem Tag künstlicher Ernährung, Sauerstoffzelt und Antibiotika, konnten wir die Kleine aber aufpäppeln", berichtet der Tierarzt.

"Sibirische Tiger sind vom Aussterben bedroht, das war einer der Gründe, warum Tschuna nun doch mit der Flasche groß gezogen wird", sagt André Stadler, Kurator des Zoologischen Gartens. Tschuna sei genetisch wertvoll, weil ihre Großeltern noch in freier Wildbahn gelebt haben, sagt Stadler.

"Ich füttere sie mit Katzenmilch und massiere ihren Bauch, damit sie alles gut verdaut", erklärt der vorübergehende Tigerpapa Dr. Lawrenz. Tschuna möchte gern mit ihm kuscheln, aber der Tierarzt achtet darauf, dass sie sich nicht zu sehr auf ihn fixiert und hält sie auf Abstand. "Sie soll wissen, dass sie ein Tigerbaby ist und kein Menschenbaby", sagt er. Tschuna soll so schnell wie möglich wieder zurück zu ihrer Mutter - wenn diese sie annimmt.

Von der ganzen Aufregung um sie herum merkt die kleine Tigerdame nicht viel: Tschuna kann erst seit Samstagabend die Augen öffnen und tapst noch etwas unbeholfen durch die Gegend. Sobald sie etwas gegessen hat, wird sie so müde, dass sie unweigerlich wieder einschläft. "Leider schläft sie nicht mehr durch, sondern brüllt auch mal die ganze Nacht", erzählt Dr. Lawrenz. "Aber süß ist sie ja, das muss man ihr lassen."

Noch ist Tschuna sehr klein im Vergleich zu anderen 14 Tage alten Tigern. "Sie könnte noch schwer erkranken, im schlimmsten Fall sogar sterben, obwohl es im Moment sehr gut aussieht", sagt Dr. Lawrenz. Über den Berg sei die kleine Tigerdame erst, sobald sie feste Nahrung, also Fleisch, zu sich nimmt, so der Tierarzt. Ab nächster Woche soll Tschuna langsam an das Raubtierthaus gewöhnt werden. Und bald auch für neugierige Zoo-Besucher zu sehen sein.

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