Thema des Tages Stadtteilservice: „Manchmal brauchen die Menschen Gesellschaft“

Eine Unterhaltung, Hilfe beim Einkauf oder mal eine Glühbirne wechseln: Der Stadtteilservice unterstützt alleinstehende Menschen.

Thema des Tages: Stadtteilservice: „Manchmal brauchen die Menschen Gesellschaft“
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Rainer Schäfer lächelt zufrieden. Uwe Wallblatt und Enzo Klafflsberger vom Stadtteilservice schieben den Rollstuhlfahrer über den Ölberg. „Heute gehen wir zu Netto“, beschließt Schäfer und die beiden Helfer schlagen den Weg ein. „Wenn wir nicht zweimal in der Woche kommen würden, käme Herr Schäfer gar nicht vor die Tür“, sagt Klafflsberger. Solche Hilfen bedeuten für viele alte Menschen einen echten Gewinn an Lebensqualität.

Zwölf Mitarbeiter stehen beim Stadtteilservice der Arbeiterwohlfahrt (Awo) am Ölberg jeweils 30 Stunden pro Woche bereit. Ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit ist nachbarschaftliche Unterstützung. „Wir bieten zusätzliche Hilfen an“, betont Frank Gottsmann, Geschäftsführer des Awo-Kreisverbands. Der Stadtteilservice will weder Handwerkern noch Sozialdiensten Konkurrenz machen. Stattdessen sind es die Kleinigkeiten, die häufig Familienangehörige erledigen. Wer keine Familie in der Nähe hat, freut sich über jemanden, der die Glühbirne auswechselt oder bei Krankheit die Mülltonnen nach draußen stellt. „Manchmal brauchen die Leute auch die Gesellschaft und Unterhaltung“, betont Davide Scaglione.

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des Tages

Die zwölf Männer und Frauen vom Stadtteilservice der Nordstadt gehen mit ihren Kunden spazieren und begleiten sie zum Arzt. „Einmal waren wir mit einem Kunden am Friedhof — der wusste gar nicht, wo seine Frau begraben war“, erzählt die Projektleiterin Silke Costa. In den Pflegestufen sind Friedhofsbesuche nicht vorgesehen.

Morgens um 9 Uhr kommen die Service-Kräfte ins Büro an der Marienstraße. Dort haben die beiden Anleiter bereits den Tagesplan zusammengestellt. Regelmäßig kontrollieren die Mitarbeiter des Stadtteilservices auch Plätze und Spielplätze, ob dort alles in Ordnung ist. Entdecken sie größere Mengen Müll, so fotografieren sie ihn und senden eine E-Mail an den ESW (Eigenbetrieb Straßenreingung), der sich um eine zügige Beseitigung kümmert. „Manche verwechseln uns auch mit dem Ordnungsamt“, sagt Enzo Klafflsberger.

Allen Helfern des Stadtteilservices gefällt ihre Arbeit: „Man hat das Gefühl, etwas Gutes zu tun. Und man sieht: Gegenüber vielen anderen Leuten geht es mir gut“, betont Scaglione. „Ich bin stolz, dass meine Kinder auf mich stolz sind“, sagt Kerstin Kayar. Sie hilft jeden Morgen in der Grundschule, Obst für die Kinder klein zu schneiden. So lernen sie, dass gesunde Kost Kraft für den Tag gibt. „Seit wir das machen, helfen auch die Eltern öfter mit“, erzählt sie. Oft greifen die Mitarbeiter auch spontan ein: Hier tragen sie einen Kinderwagen die Treppe hoch, dort schlichten sie einen Streit zwischen Schulkindern.

Bei Hermine Polatzky sind es manchmal Kleinigkeiten, die ihr viel bedeuten: So kommt jemand vorbei, um die 86-Jährige über die Straße zum Friseur zu begleiten. Zwei bis dreimal im Monat nimmt sie dankbar die Einkaufs-Hilfe an: „Mit meiner Krücke kann ich die Taschen nicht tragen. Wenn ich sehe, dass ein starker Mann mitkommt, kaufe ich ein bisschen mehr ein“, sagt sie mit schelmischem Lächeln. Die Teams wechseln jeden Tag, damit alle mit allen kommunizieren. Doch den Organisatoren ist wichtig, dass die Mitarbeiter den Kunden vorgestellt werden. So können sie sicher sein, dass auch tatsächlich der Stadtteilservice vor der Tür steht.

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