Spielfreude ohne Blick auf Tabellen: Soccer Girls im Fußball-Fieber

Seit 17 Jahren ist die Mädchen-Fußball-Gruppe eine feste Größe im Stadtteil.

Langerfeld. Gewinnen. Das müssen Jogis Jungs heute beim Spiel gegen Griechenland, und das wollen auch die Soccer Girls Langerfeld, wenn sie am Wochenende beim Turnier im rheinischen Langenfeld antreten.

Doch ginge es nur um sportliche Erfolge, so hätte das Mädchen-Fußball-Projekt kaum eine Saison überdauert: Die Soccer Girls Langerfeld sind nämlich kein Verein und vor allem überzeugte Laien. „Wir verlieren ziemlich oft“, sagt Volker Diederichs gut gelaunt, „aber wir haben die Sympathien immer auf unserer Seite.“

Seit mittlerweile 17 Jahren trainiert der stellvertretende Leiter des Jugendzentrums Langerfeld an der Spitzenstraße die weit und breit einzigartige Formation: „Außer uns gibt es meines Wissens in Wuppertal und Umgebung keine weiteren Mädchen-Fußballgruppen in Jugendzentren.“ Und schon gar keine altersgemischten Teams, die sich auch vor Jungenmannschaften nicht fürchten. Entstanden ist das Projekt 1995 aus einer Idee heraus: „Wir hatten damals zwei Besucherinnen, die gern Fußball spielten und mich fragten, ob das nicht auch bei uns im Jugendzentrum möglich sein könnte“, sagt Volker Diederichs. Vier Mädels machten mit. „Sie trainierten in der Einrichtung und mit zugezogenen Vorhängen, weil sie sich vor den Jungs nicht trauten.“

Die Scheu wich schnell Begeisterung, und acht, neun Mädchen kamen fortan regelmäßig zum Üben. Zunächst kickte man auf dem Bolzplatz am Leibusch, dann wurde den Soccer Girls Trainingszeit auf der Anlage Rauental gewährt — und es stellte sich das größte aller Probleme: andere Mannschaften für Spiele zu finden: „Natürlich hat fast jeder Verein Mädchenteams, doch die sind in festen Altersgruppen“, erklärt Volker Diederichs. „Bei uns spielen aber Mädchen zwischen zwölf und 20 Jahren zusammen.“

Volker Diederichs, Trainer der Soccer Girls Langerfeld

In Ermangelung passender Gegnerinnen habe man ziemlich schnell angefangen, gegen Jungen-Mannschaften zu spielen, vorzugsweise bei Turnieren. „Das war und ist hart, gehört aber mittlerweile zum Konzept“, sagt der Trainer. „Es geht um Selbstbehauptung und den Mut, es mit den Jungs aufzunehmen. Die Kunst besteht darin, sich trotz sportlicher Unterlegenheit ebenbürtig zu fühlen.“

Keine leichte Aufgabe für die bunt gemischte Mädchen-Gruppe von unterschiedlicher sozialer Herkunft. Da sind Torfrau Mimi (17), Spielmacherin Natalie, mit 21 die Älteste, Verteidigerin Cansu (19) oder auch die Schwestern Rieke (18) und Sabrina (16).

Gegen eingespielte Jungen-Mannschaften haben sie selten eine reelle Chance, doch Motivation und Kampfgeist schweißen das Trüppchen zusammen. „Mir gefällt’s hier“, sagt Natalie ganz einfach und spricht damit für alle. Wen stört ein 0:5, wenn das gemeinsame Spiel doch prima war?

Denn darum geht es auch: um Teambereitschaft „und die Fähigkeit, die Schwächen der anderen mitzutragen“, sagt Volker Diederichs. „Im Verein will man am Ende der Saison so weit wie möglich oben stehen. Aber uns schreckt keine Tabelle — weil wir keine haben.“

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