Shakespeare live: 150 Kinder machen mit

Wuppertaler Kinder und Jugendliche bürsten den alten Stoff gegen den Strich.

Schewin, Chera, Carlotta, Simon, Jonas und Carlo üben rhythmisches Gehen und eine coole Begrüßung in Hip-Hop-Manier. Nach dieser Aufwärmrunde probieren sie in neuem Tempo würdiges Schreiten nebst Knicks oder Verbeugung. "Ja, so sind die Leute zu Shakespeares Zeit gegangen", erklärt Tanja und macht einen formvollendeten Begrüßungsknicks. Tanja ist eine der Lehramtskandidatinnen, die unter der Oberaufsicht von Rainer Haussmann und Mathias Pfeifer eine Gruppe sehr junger Schülerschauspieler auf Kurs zu bringen versucht. Es geht um "Shakespeare live", was nicht weniger als eine "neue Form des Schultheaters" ist - so Projekt-Initiator Rainer Haussmann.

Beteiligt sind mit den Gymnasium Bayreuther Straße und Carl-Fuhlrott-Gymnasium, dem Ganztagsgymnasium Johannes Rau und der Grundschule Nützenberger Straße vier Schulen. "Und insgesamt 150 Kinder von der sechsten bis zur Abiturklasse werden in 21 Gruppen insgesamt zehn Teile proben und in Szene setzen." Am Ende werden alle zehn Puzzleteile aneinandergefügt - und das Ergebnis wird eine sicher ungewöhnliche Interpretation des Shakespeare-Klassikers "Romeo und Julia" sein.

Doch diese unchronologische Aufteilung in einzelne Abschnitte - manche Schüler werden am Ende eine Ballszene beisteuern, andere erarbeiten Fechtszenen musikalisch mit Percussionsgeräten, zwei Szenen werden im englischen Original gespielt, der Rest in der romantischen Übertragung August Wilhelm Schlegels - ist nicht die einzige Besonderheit.

"Es sind Lehramtskandidaten, die in praxisnaher Art weg aus dem Hörsaal und hin zu ihren Schülern gehen. So können sie aus dem Bereich Pädagogik theoretisch Erlerntes praktisch anwenden", führt Mathias Pfeifer, selbst Tutor für das Fach Pädagogik an der Bergischen Uni, aus. Am Stück sind außerdem Seniorenstudenten beteiligt.

Seit Anfang März wird geprobt - aber natürlich nicht nur. Denn für "Shakespeare live" ("den Namen haben wir ausgewählt, weil der Erarbeitungsprozess ein so lebendiger ist. Die ganze Inszenierung lebt!") wollen Kulissen gemalt, Kostüme geschneidert und Plakate kreiert werden. "Das machen alles die Schüler", sagt Rainer Haussmann. Elias und Bastian beispielsweise schwitzen in der Bühnenbildnergruppe. Es gilt ja nicht nur einfach Kulissen zu entwerfen. "Zur Aufführung wird es nicht eine, sondern fünf Bühnen geben." Alle in einem Raum, aber eben zu unterschiedlichen Zeiten bespielt.

Von einem Auftritt in einer wie auch immer gestalteten Kulisse sind die Grundschul-Kindr Anton, Felix, Loere, Bohet, Hannah und Johanna noch weit entfernt. Studentin Tanja mahnt gerade zu mehr Synchronität beim Schreiten. Bis es an die Texte geht, dauert es noch eine Weile. Und welcher Junge mal Romeos berühmtes "Nenn mich Geliebter, und du taufst mich neu" sprechen wird - das steht noch in den Sternen.

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