Schlaraffia-Burg wandert von Elberfeld nach Barmen

Du humoristische Vereinigung ist ab sofort an der Schloßstraße 63 zu finden.

Schlaraffia-Burg wandert von Elberfeld nach Barmen
Foto: Wolfgang Pfeiffer

Barmen/Elberfeld. Die Schlaraffia Elberfeldensis, ein Verein, der sich die Wahrung, Förderung und Pflege der Kunst, Humor und Freundschaft sowie der deutschen Sprache und Kultur auf die Fahne geschrieben hat, hat in der Schloßstraße 63 eine neue „Burg“, so nennen die Schlaraffen ihr Vereinsheim, bezogen. Wie schon die alte „Burg“ im Fischertal, im fünften Stock des roten Sandstein-Gebäudes der Commerzbank, steht auch das neue, edel eingerichtete Domizil nicht etwa in Elberfeld, sondern ebenerdig in Barmen in einer ehemaligen Gaststätte und ist erkennbar an dem weißgrundigen Schild mit dem Uhu, dem Vogel der Weisheit, der ein Auge zugekniffen hat. Ein Hinweis, dass man die alltäglichen „Wichtigkeiten“ nicht so ernst nimmt und einen Hang zur Ironie hat.

Gegründet wurde die reine Herrenrunde Schlaraffia Elberfeldensis schon 1881 als 34. „Reych“ der am 10. Oktober 1859 in Prag gegründeten Allschlaraffia, die die Überheblichkeit des Adels und der Ämter mit ihrem Spott karikierend aufs Korn genommen hatte. So hält man es auch noch heute, wenn die edlen Ritter sich an jedem Dienstag zur Sippung, so nennen sich die Clubabende, treffen und sich mit dem Wort „Lulu“ begrüßen. Sie legen mit ihrem Eintreffen die „profane Identität“ ab und werden von da an mit ihrem Ritternamen angeredet. So wie Ritter Endo, der „Oberschlaraffe des Äußeren“, der mit bürgerlichem Namen Wolfgang Pfeiffer heißt und pensionierter Arzt ist. „Endo wird aus Endoskopie abgeleitet“, was auch die spezielle Form des Schlaraffen-Humors charakterisiert.

Bevor man allerdings zum Ritter geschlagen wird und die Insignien und den neuen Namen erhält, ist man zunächst Pilger, bei dem geprüft wird, ob er denn zu den Schlaraffen passt, wird dann zum Knappen und Junker. Voraussetzungen sind die deutsche Sprache, deren Pflege man sich ja verschrieben hat, und ein unbescholtener Ruf. Man liefert sich bei den Sippungen geistige Duelle, bei denen Witz und Humor nicht zu kurz kommen dürfen, wobei allerdings die Bereiche Politik, Beruf und Religion gelten dabei als Tabus, und nie darf der Humor den Kontrahenten verletzen. Die Gefahr ist bei musikalischem Wettstreit natürlich ausgeschlossen, und dass diese Duelle, Turneys genannt, auf höchstem Niveau stattfinden, unterstreicht schon die Tatsache, dass etliche unter den 60 Schlaraffen des Reychs Elberfeldensis ehemalige Opernsänger und Musiker des Sinfonie-Orchesters sind und damit für die Zuhörer Kunstgenuss bedeuten.

Ein besonderes „Turney“ stehtam 28. November auf dem Plan: Ein Mundarten-Turney. Und das kann mannigfache Überraschungen bereithalten für den Oberschlaraffen (drei davon gibt es: den der Kunst und denen des Inneren und des Äußeren), der das Turney leitet. Da ist es durchaus möglich, dass nicht nur Wuppertalensisch“ gedattet“ und „gewattet“ und bei kaum Glaubhaftem „Glöw eck nich“ erwidert wird. „Da es weltweit gut 11000 Schlaraffen in insgesamt 260 „Reychen“ gibt, können in der Schlossstraße auch durchaus fremdländische Laute, nicht nur aus Bayern, Sachsen und Schwaben ertönen, nachdem man sich freundschaftlich mit „Lulu“ zugerufen und das Begrüßungslied gesungen hat.

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