Prof. Katja Pfeiffer: Vom Berliner Atelier in den Bergischen Hörsaal

An der Uni weht ein frischer kreativer Wind. Die Professorin Katja Pfeiffer will aus Studenten echte Freigeister machen.

Wuppertal. Katja Pfeiffer fährt jeden Mittwoch mit dem ICE von Berlin nach Wuppertal und bleibt hier bis Freitag. In Berlin arbeitet sie als Künstlerin, in Wuppertal ist sie seit anderthalb Jahren Professorin für Kunst an der Bergischen Universität Wuppertal. Sie sagt: "In Berlin denke ich nicht an Wuppertal und in Wuppertal nicht an Berlin. Der Zug ist schnell, und man kann es trennen."

Die Professorin als Künstlerin, so etwas gibt es vor allem an Kunstakademien - und in Wuppertal. Katja Pfeiffer ist auf dem besten Weg, aus dem Studiengang Kunst eine Art Kunstakademie zu machen. Die 200 jungen Leute studieren Kunst auf Lehramt, sie können den Bachelor of Arts (B.A.) und den Master of Arts in Education (M.A.), also den "Lehramts-Master" machen.

Katja Pfeiffer unterrichtet Malerei und Praxis, ihr Kollege Rainer K.Wick ist für Kunst- und Kulturpädagogik zuständig. Sie erinnert sich noch an ihren Vortrag vor der Berufungskommission: "Ich habe nicht darüber gesprochen, was ich mache, sondern wie ich es mache. Ich habe über das Sammeln, die Inspirationsquellen, den Transfer von Welt ins Atelier geredet.

Das war mein größtes Problem in meiner Studienzeit, als ich bei dem Nagelkünstler Günther Uecker in Düsseldorf angefangen habe: Ich saß in einem riesigen Atelier und wusste nicht, was ich da soll. Die Welt ist draußen, ich bin drin. Was soll ich da machen? Man sitzt zwischen zwei Stühlen, aber man kann auch auf zwei Stühlen sitzen. Diese Situation konnte ich zuspitzen auf den Studiengang in Wuppertal. Das hat mir den Ruf gebracht."

Die 35-Jährige ist Meisterschülerin von Alfonso Hüppi. Was er ihr beibrachte, nennt sie die "Freiheit", sich nicht auf ein Medium festzulegen. Was sie bei ihm lernte, übermittelt sie in Wuppertal: "Ich habe gelernt, dass man nur spielt und nicht über das Ergebnis nachdenkt." Dennoch fordert sie Entscheidendes. Die Studenten müssen bereit sein, selbst kreativ zu arbeiten. Wer sich irgendeinen Stoff häppchenweise verabreichen lassen will, sei fehl am Platz.

Die schlanke, zierliche Frau ist zielstrebig. Sie hofft auf zukünftige Kunsterzieher, die auch kreativ denken und handeln. Sie holt daher Lehrbeauftragte herbei, die ausgewiesene Künstler mit Ausstellungen an internationalen Häusern sind. Erstmals gibt es im Lehrbereich Kunst das, was sie "eine richtige Praxisstelle" nennt:

Christian Schreckenberger: Er ist wie Katja Pfeiffer Meisterschüler von Alfonso Hüppi. Er entwickelt in Zeichnungen, Skulpturen und Objekten eine seltsame Welt zwischen Fiktion und Wirklichkeit.

Birgit Huebner: Die Meisterschülerin von Alfonso Hüppi macht Installationen und hat zugleich eine halbe Stelle als künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin am "museum kunst palast" in Düsseldorf.

Eva-Maria Kollischan: Die Meisterschülerin des Malers Ulrich Erben hatte 2007 eine Vertretungs-Professur in Frankfurt.

Ulrike Möschel: Sie ist Meisterschülerin von Iannis Kounellis und bekannt als Video-Künstlerin.

Christine Erhard: Die Meisterschülerin von Fritz Schwegler erzeugt Installations-Fotografie.

Katja Pfeiffer: Sie selbst stellt gegenwärtig im benachbarten Düsseldorf in der Galerie Gmyrek aus. Hier beweist sie ihr Gespür für Provisorien und Hilfskonstruktionen. Sie baut einen fiktiven Raum aus Kulissenteilen und benutzt dazu billige Spanplatten, deren Graubraun überall in ihren Bildern auftaucht. Die Konstruktion selbst besteht aus gemeinen Dachlatten. Das Ergebnis sind Fassaden und Attrappen wie in Berlin. Eine merkwürdige Stimmung geht von diesen Arbeiten aus, wie von einem Potemkinschen Dorf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort