Produzenten versichern: „King Ping kann nur ein Erfolg werden“

Christoph Schmidt und Dirk Michael Häger haben ihren Debütfilm abgedreht — mit minimalem Budget. Im WZ-Gespräch erklären sie, warum sie fest an einen Erfolg des Films glauben.

Herr Häger, Herr Schmidt, Ihr Debütfilm „King Ping“ ist im Kasten. Ist alles nach Plan gelaufen?

Dirk Michael Häger: Nein! (lacht) Das ist beim Film ja nie der Fall — etwas kann ja immer passieren, wie Krankheit eines Darstellers oder ein Wintereinbruch, der den Außendreh verzögert. . .
Schmidt: Sowas hätten wir ja auch fast gehabt. Am ersten Drehtag abends hat es geschneit, und am Kreuz Nord blieb es liegen. Am nächsten Tag wollten wir draußen eine Friedhofs-Szene drehen. Da hab ich schon gedacht: „Oh Nein!“ Aber morgens war alles wieder weggetaut. Zum Glück!
Häger: Wir haben natürlich schon gemerkt, wie vollgepackt unsere Drehtage waren. Wegen unseres geringen Budgets waren wir gezwungen, das Pensum von 30 Drehtagen in 22 zu schaffen. Da mussten wir natürlich sehr flexibel hin- und herschieben. Wir hätten es uns nicht leisten können, einfach ein, zwei Tage dranzuhängen.

Wo Sie das Budget selbst ansprechen: Mit 250.000 Euro hatten Sie kalkuliert, davon fehlten Ihnen bei Drehbeginn noch 40.000. Ist diese Lücke immer noch offen?

Häger: Ja — ungefähr!

Wie geht es denn nun weiter? Der Film ist im Kasten, aber nun steht die ganze Postproduktion an. Schaffen Sie die mit so knappen Mitteln?

Schmidt: Da es bisher geklappt hat, sind wir so optimistisch und sagen: Den Rest schaffen wir auch noch. Insgesamt fehlen uns noch 30.000 Euro.
Häger: Wir sind jetzt noch in Verhandlungen mit potenziellen Sponsoren — etwa Unternehmen in der Stadt, denen wir noch Product Placement anbieten wollen, beispielsweise auf den Schwebebahn-Wagen, die immer wieder durchs Bild fahren. Also sind wir zuversichtlich, dass wir das Geld zusammenbekommen. Man muss aber auch ganz klar sagen: Aus der Branche hören wir immer nur, niemand kennt eine Firma, die bei einem Debüt-Film so viel privates Kapital sammeln konnten wie wir.

Sie verschwenden also keinen Gedanken daran, dass „King Ping“ noch scheitern könnte?

Häger: Um Gottes Willen! Klar wäre es schöner, wenn wir das Geld schon hätten, aber an 30.000 Euro wird das Projekt jetzt nicht mehr scheitern!

Der Film kommt also definitiv ins Kino? Auch 30.000 Euro sind viel Geld, wenn man keine Goldbarren im Keller hat. . .

Häger: Zur Not nehmen wir einen Kredit auf. Schmidt: Es wäre ja absurd, wenn wir wegen dieser Summe in dieser Phase alles hinschmissen!

Haben Sie bereits privates Geld in das Projekt gesteckt?

Schmidt: Ja. Also, wenn man alles zusammenrechnet, sind es etwa 10.000 Euro von jedem von uns.

Sie haben anfangs mit 1,3 Millionen Euro für „King Ping“ geplant. Jetzt haben Sie mit 250.000 Euro Budget gedreht. Wo haben Sie Abstriche gemacht?

Schmidt: Der Hauptteil ist dadurch gekommen, dass alle Teammitglieder und Schauspieler als Investoren aufgetreten sind. Sie haben eine minimale Gage bekommen und verzichten auf den Rest zugunsten einer Gewinnbeteiligung.
Häger: Im Grunde haben Leute wie Christoph Maria Herbst und Bela B. für ein Praktikantengehalt für uns gearbeitet.

Werten Sie das als Vertrauensvorschuss, dass so namhafte Darsteller sich auf ein derartiges Abenteuer eingelassen haben?

Schmidt: Absolut!
Häger: Christoph Maria Herbst zum Beispiel hat uns mehrfach gesagt, wie geil er das Projekt fand. Aber auch andere wie Lilay Huser oder Uwe-Dag Berlin, der schon mit Leander Haußmann zusammengearbeitet hat, haben uns immer ihren Respekt ausgedrückt. Und wenn „King Ping“ ein Erfolg im Kino wird, sind die Schauspieler auch daran beteiligt — und nicht nur die Herren Produzenten machen ihren Reibach.

So gesehen sind Sie aber zum Erfolg verdammt — wenn „King Ping“ scheitert, ist der Name REX Film in der Branche doch sicherlich verbrannt?

Häger: Ich würde so weit gehen, zu sagen: „King Ping“ kann nur ein Erfolg werden — zumindest wirtschaftlich. Bei so einem winzigen Budget reichen schon 100.000 Zuschauer, und Sie sind in den schwarzen Zahlen.

Und Sie meinen, die bekommen Sie zusammen?

Häger: Ich bin überzeugt, dass wir allein in Wuppertal ganz locker 20.000 Besucher schaffen. Allein mit unseren Darstellern, wie Christoph Maria Herbst, Bela B. — da müssten wir jetzt im Schnitt aber schon alles versauen, was nur irgend möglich ist, um diesen Film noch in den Sand zu setzen! Und ich kenne ja mein Drehbuch, ich habe jetzt die Muster gesehen. Wenn unser Hauptdarsteller Sierk Radzei seinen vollschlanken Körper aus einem winzigen Fiat wuchtet, und neben ihm sitzt Hans-Martin Stier im Netzhemd, der da kaum reinpasst — das sind Bilder, da weiß ich schon jetzt: Die werden Kult!
Schmidt: Wir hatten immer das Ziel: Wir wollten einen Debütfilm machen, bei dem wir mit einer schwarzen Null rauskommen, um der Branche zu beweisen: Wir können das! Es ging nie darum, damit reich zu werden.

Mehr als ein Jahr Arbeit und am Ende eine schwarze Null — wie lebt man von sowas?

Häger: Man braucht weitere Standbeine. . .
Schmidt: . . .oder entsprechende Rücklagen. Aber klar ist auch: So eine rein private Finanzierung wie bei „King Ping“ werden wir in dieser Form nicht mehr machen, sondern nur etwas, das konservativer finanziert ist.
Häger: Das ist das klassische Start-up-Geschäft: Man buttert zwei Jahre rein, damit sich das bei späteren Projekten rechnet. Aber sowas kann man wirklich nur bei einem Debütfilm machen.

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