Paintball: "Mit Krieg spielen hat das nichts zu tun"

Die Politik will den Funsport Paintball verbieten. Spieler aus Wuppertal wehren sich.

Wuppertal. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Hektisch rufen sich die Teammitglieder verschlüsselte Codes zu, lautes Knallen wie aus Maschinengewehren begleitet unaufhörlich das Geschehen. Thorsten spurtet nach vorn, macht einen Hechtsprung zur Seite, rutscht bäuchlings über den Kunstrasen und findet Schutz hinter einer schlauchförmigen Gummi-Deckung. "Snake", nennt man sie im Fachjargon. Seinen "Markierer" hält er schussbereit. Dann ein weiterer Knall: Auf seinem Bein prangt ein grüner Farbklecks.

Paintball wird in Deutschland in Ligen organisiertIm Zusammenhang mit dem Amoklauf in Winnenden ist um die aus den USA importierte Fun-Sportart Paintball eine heftige Diskussion ausgebrochen. Wie berichtet, denkt die große Koalition über ein Paintball-Verbot nach. 5000 Euro Bußgeld sollen bei einem Verstoß fällig werden."Das Verbot entbehrt jeder Grundlage", meint Kim Pohl, Mitglied beim Wuppertaler Paintball-Team "Wu-Crew". "Sie brauchen einen Sündenbock - und jetzt muss ein Freizeitsport dran glauben."

Der 28-jährige Student spielt seit drei Jahren Paintball, zwei- bis dreimal die Woche geht er zum Training, "man muss sich körperlich fit halten". Das Team ist zehn Mann stark und trainiert regelmäßig in einer angemieteten Halle.Paintball wird in Deutschland in Ligen organisiert. Zwei Mannschaften treten auf einem Feld gegeneinander an - Ziel ist es, den "Buzzer" (einen Signalknopf) auf der Spielhälfte der Gegenmannschaft zu drücken. Eine Begegnung dauert etwa 60 bis 90 Sekunden.

Mit Hilfe von Luftdruckwaffen und Farbmunition gilt es Gegenspieler zu markieren, die dann das Spielfeld verlassen müssen. "Es ist ähnlich wie Völkerball", vergleicht es Pohl.Rund 20000 aktive Spieler vermeldet die deutschen Paintball-Liga deutschlandweit, im Umkreis von Wuppertal sind es geschätzt 2500.Auch für Teamchef Thorsten Müller (Nachname von der Redaktion geändert) ist der Vorwurf, Paintball verführe potenzielle Amokläufer, nicht nachvollziehbar: "Ich bringe Amokläufer mit Einzelgängertum in Verbindung. Paintball ist aber ein Mannschaftssport." Bisher sei kein Amokläufer bekannt, der Paintball gespielt habe.Auch Pohl ist wichtig: Mit Krieg spielen im Wald habe das nichts zu tun.

"Äußerlich erinnern wir eher an Motocross-Fahrer." Tarnkleidung ist verpönt, genauso wie rote Farbe, die Blut simulieren könnte. "Das Verbot ist lediglich eine Beruhigungspille im Wahljahr." Das eigentliche Problem, die Waffenlobby, bliebe unangetastet.Arne Petry, Sprecher der deutschen Paintball-Liga, führt noch einen anderen Aspekt an: "Von Paintball lebt inzwischen eine ganze Wirtschafts-Branche."

In Deutschland gibt es 200 Spielfelder, dazu kommen 300 Händler und Hersteller. Petry ist Betreiber einer Paintball-Halle in Mechernich. Im Falle eines Verbots würde er arbeitslos. "Am Wochenende kommen mehr als 200 Spieler hierher - viele auch aus Wuppertal."

Vom Arzt bis zum Bauarbeiter sei alles dabei. Jungesellenabschiede, Geburtstagsfeiern, aber auch Manager-Trainings biete er an, "es geht um Kommunikation und Teamgeist".Auch deshalb ist Thorsten Müller gegen ein Verbot: "Ich spiele schon mein halbes Leben Paintball. Es geht nicht nur ums Spiel - es geht auch um die Clique, wir grillen, quatschen, trainieren zusammen."

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