Wuppertaler Schulzeit Mit der Schule einmal über die Alpen

Mit der Alpen-AG der St. Anna-Schule überquerten 15 Schüler und zwei Lehrer in diesem Sommer die Berge.

Wuppertal. Alpenüberquerung - das hört sich nach einem großen Unternehmen an. Es kommen Gedanken an den nordafrikanische Feldherr Hannibal auf, der im Jahr 218 vor Christus mit einem großen Heer und 39 Kriegs-Elefanten über die Alpen zog. Friedlich, aber nicht weniger spannend waren die Pläne von Katharina Meerpohl und Oliver Thüner. Die beiden Lehrer der St. Anna-Schule haben zusammen mit 15 Schülern die Alpen überquert.

„Als mich Katharina fragte, ob ich mitkomme, dachte ich, es sei ein Scherz“, sagt Oliver Thüner, Lehrer für Deutsch und Chemie. Aus dem Scherz wurden aber schnell Begeisterung und Ehrgeiz. Thüner musste trainieren, um sich für die Bergwanderung fit zu machen. Dreimal in der Woche fuhr er 30 Kilometer Rad, hinzu kamen Wanderungen, um trittsicher zu werden.

Die Schüler mussten sich für die die 130 Kilometer lange Alpenüberquerung bewerben. „Wir haben 15 Schüler aus 38 Bewerbungen ausgesucht“, sagt die Sportlehrerin Meerpohl. Dabei hätten sie darauf geachtet, wer schon Bergerfahrung gehabt habe. „Das ist aber im Nachhinein nicht entscheidend“, sagt sie. Eine Alpenüberquerung sei eher eine mentale Sache.

Meerpohl hatte bereits eine Alpenüberquerung hinter sich. Um sicher zu gehen, was auf die beiden Lehrer zukommt, wanderten sie in den Sommerferien gemeinsam die Strecke von Berchtesgaden nach Lienz. „Es war gut, die Strecke zu kennen, um zu wissen, an welchen Stellen es schwierig werden könnte“, sagt Meerpohl. Zum Beispiel Geröllfelder, die bei Starkregen nur mit großem Risiko begehbar sind.

Als im vergangenen Herbst feststand, welche Schüler der 8. und 9. Klassen in der Alpen-AG mitlaufen durften, gingen die Vorbereitungen los. Nach den Herbstferien machten die Schüler an mehreren Wochenenden Wanderungen im Bergischen, lernten, welche Gefahren im Alpenraum lauern und absolvierten ein Outdoor Erste-Hilfe-Training bei Rüdiger Ettling vom Stadtsportbund. Die Zeit investierten die Schüler gerne. „Es gab ja die Vorfreude auf die Wanderung“, sagt die 16 Jahre alte Annika Groß-Selbeck.

Ende August startete die Gruppe mit Zug von Düsseldorf nach Berchtesgaden. Bereits auf der ersten Etappe vom Königssee zum Kärlinger Haus kann man runterkommen: Die Wanderung beginnt mit einer Schifffahrt über den klaren Königssee. Von der Saletalm ging es über den steilen Röthsteig zur Wasseralm. „Das war schon cool, dass wir das geschafft haben“, sagt Annika. Unten hatte sie das Gefühl, sie laufe auf eine Wand zu.

„Wir hatten die Wanderung so geplant, dass wir nicht jeden Tag laufen mussten“, erklärt Meerpohl. Keinen Zeitdruck zu haben, erwies sich als gut, denn nach mehreren Tagen musste die Gruppe eine Zwangspause auf der Glorer Hütte einlegen. Bei 40 Zentimetern Neuschnee rieten die Hüttenwirte davon ab, weiterzuwandern. „Den Schülern war nie langweilig“, sagt Lehrer Oliver Thüner. Wenn sie nicht Karten spielten oder Musik machten, bauten sie ein Iglu oder gingen rodeln.

„Wir sind nie schlecht aufgefallen“, freut sich Katharina Meerpohl. Sie glaubt, dass es daran lag, dass sie die Schüler ausgesucht haben und sich die Gruppe fast ein Jahr auf die Wanderung vorbereitet hatte. Dabei habe sich die Gruppe gefunden. „Die Schüler kommen aus verschiedenen Klassen und kannten sich nicht.“

Das Gemeinschaftsgefühl ist bei der Alpenüberquerung gewachsen. „Das Wandern in der Gruppe war eine neue Erfahrung für mich“, sagt Carlos Bellers. Allerdings seien die Bettenlager sehr schmal gewesen, so dass man viel von den anderen mitbekomme. Und manche Dinge, die Zuhause wichtig sind, verlieren auf der Wanderung ihren Reiz. „Ich fand es gut, keinen Handyempfang zu haben“, sagt Paul Timmerbeul.

Unterstützung hatten die beiden Lehrer von zwei Studentinnen, die die Wanderung in ihrer Masterarbeit wissenschaftlich auswerten. „Die hatten einen ganz anderen Draht zu den Schülern und haben uns sehr geholfen“, sagt Thüner.

Die Begeisterung ist bei allen noch immer zu spüren. Die Lehrer wollen deshalb im kommenden Jahr mit neuen Teilnehmern wieder zu einer Alpenüberquerung aufbrechen.

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