Martina Steimer: „Ich hatte Angst um meinen guten Ruf“

Seit 25 Jahren betreibt Martina Steimer in Wuppertal ihr Forum Maximum. Hier spricht sie über ihre Anfänge, die Turbulenzen um den Barmer Bahnhof und die Suche nach einer eigenen Spielstätte.

Frau Steimer, in diesem Jahr feiert Ihr Forum Maximum sein 25-jähriges Bestehen. Eine Erfolgsgeschichte?

Martina Steimer: Eigentlich schon, wenn ich mich an die Anfänge erinnere. Damals habe ich das Ganze sehr blauäugig angefangen — ich ging nach meiner Arbeit für die Börse auf die 30 zu und wollte nun was Eigenes machen. Daraus wurde letztlich das erste Forum am Arrenberg — ein 99-Plätze-Theater in einer alten Bude unter einem Fabrikdach, bei dem ich mich im Nachhinein frage, wie man dafür überhaupt eine Konzession bekommen konnte. Die Bühne bestand anfangs aus Paletten, darauf lagen Spanplatten mit einem Loch in der Mitte, es waren wilde Zeiten. Aber das Ganze hatte sehr viel Charme, und wir haben damals eine Lücke in Wuppertal gefüllt, weil es kaum einen Ort für Kabarett und alternatives Theater in der Stadt gab. Und im Rex haben wir dann elf Jahre später noch einmal expandiert.

Seitdem Sie im vergangenen Jahr aus dem Barmer Bahnhof geschieden sind, ist das Forum Maximum eine Wanderbühne ohne eigenes Haus. Wie läuft dieses Dasein?

Steimer: Von den Besucherzahlen her sehr gut. Was das Geld angeht, laufen große Namen wie Volker Pispers oder Hagen Rether, die auch die Stadthalle füllen, sehr gut — weniger namhafte Künstler sind dagegen eher ein Zuschussgeschäft. Was mir fehlt, sind die Getränkeeinnahmen, wie ich sie früher im Rex nebenher hatte. Daher muss ich sagen: Wenn ich nicht auch für das Pantheon in Bonn arbeiten würde, was sehr gut läuft, könnte ich mir das Forum Maximum nicht leisten.

Wie sieht Ihre Auslastung aus?

Steimer: Wir hatten im vergangenen Jahr etwa 19 500 Besucher bei 80 Veranstaltungen — wobei die meisten Abende so ungefähr 300 Zuschauer hatten. Unsere Auslastung liegt bei mehr als 80 Prozent.

Sie bespielen in Wuppertal mal die Villa Media, mal die Stadthalle und mal den Live Club Barmen — sind Sie mit dieser Situation zufrieden oder hätten Sie gerne wieder ein eigenes Haus?

Steimer: Ich hätte schon gerne wieder ein eigenes Haus — gerade die Zeit im Rex mit diesen besonderen Räumen war toll. Doch es fehlt gerade dieser Raum mit 500 bis 700 Plätzen, wie ich ihn im Rex hatte, und zwar nicht nur mir, sondern auch generell in Wuppertal. Zum Beispiel habe ich heute gerade mit der Agentur von Wilfried Schmickler gesprochen, der gerne hier in der Stadt spielt — aber da ist im Moment die Frage, wo. 300 Plätze sind für ihn eher zu klein, aber im großen Saal der Stadthalle fehlt die für sein Programm notwendige Intimität. Wegen dieses Problems habe ich mir sogar schon zwei Kirchen in Wuppertal angesehen, die zum Verkauf standen. Das waren tolle Räume, aber bis man die theatertauglich umgebaut hätte, hätte man so viel reinstecken müssen, dass das Wahnsinn gewesen wäre.

Vor einem Jahr sah es um das Forum Maximum noch anders aus: Mit viel Euphorie haben Sie die Neueröffnung im Barmer Bahnhof gefeiert. Nach wenigen Wochen war schon wieder Schluss — im Streit zwischen Ihnen und dem Ehepaar Rydl, den Besitzern des Bahnhofs. Haben Sie Fehler gemacht?

Steimer: Ja. Ich hätte schon eher einen Schlussstrich ziehen sollen, weil es von Anfang an zu viele Schwierigkeiten gab, auch im persönlichen Umgang. Wenn mich mein Onkel (Wolfgang vom Hagen, Chef der Catering-Firma Culinaria, die als gastronomischer Partner des Forum Maximum im Bahnhof vorgesehen war, Anm. d. Red.) nicht ermutigt hätte, wäre ich schon im Dezember 2010 ausgestiegen.

Sind Sie eine schwierige Partnerin?

Steimer: Ich glaube, viele Menschen, die mir im Laufe der letzten 25 Jahre begegnet sind, sehen das unterschiedlich. Aber wer Verantwortung trägt, kann nicht immer im Umgang bequem sein.

Was ich vor allem meinte: Ist Ihrer Meinung nach vom auch öffentlich ausgetragenen Streit um den Barmer Bahnhof etwas an Ihnen hängengeblieben?

Steimer: Ich hatte zumindest den ganzen vergangenen Sommer Angst davor, dass die Sache meinem guten Ruf geschadet haben könnte — auch in Bezug auf meine Arbeit im Bonner Pantheon. Doch auf jeden Fall ist mir in der Zeit nach der Sache mit dem Bahnhof kein einziger Künstler abgesprungen. Inzwischen denke ich: Ich habe in den vergangenen 25 Jahren mehr als eine Million Besucher gehabt und mit tausenden von Künstlern gearbeitet. Natürlich kommt es da auch mal zu Konflikten, aber unterm Strich gibt es zu fast allen ein gutes Verhältnis.

Sie schwärmten vorhin vom Rex. Das steht seit dem vergangenen Sommer wieder leer. Wäre eine Rückkehr dorthin eine Option?

Steimer: Ich habe es mir im vergangenen Sommer sogar nochmal angesehen, auf Einladung der Eigentümer. Da wäre noch viel zu tun: Die Bestuhlung ist nicht mehr da, der Komfort müsste insgesamt verbessert werden — da sind die Leute heute anspruchsvoller als vor 25 Jahren. Aber fest steht: Wenn ich einen tat- und finanzkräftigen Partner hätte, würde ich eventuell wieder ins Rex gehen. Es würde mich nämlich sehr freuen, wenn es wieder belebt würde. Ich hatte dort einfach eine wunderbare Zeit.

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