Männer-Wohnheim: Tausende nutzten schon diese Zuflucht

Das Bodelschwingh-Haus der Diakonie wurde 1960 gegründet. Wohnungslose Männer bekommen dort Hilfe.

Elberfeld. Susanne Gaßmann steht mit prüfendem Blick vor einer Tafel, in der mit Namen beschriftete Karten stecken. "Hinter jedem der gelben Kärtchen", so Gaßmann, "verbirgt sich ein Schicksal." Die Geschichte von Männern, die irgendwann in ihrem Leben aus der Bahn geworfen wurden, aus dem System, das sich Gesellschaft nennt, herausgefallen sind.

Hier, im Bodelschwingh-Haus der Diakonie an der Oberstraße, leben sie nun, haben ein Heim gefunden und bekommen Hilfe dabei, ihren Alltag wieder auf die Reihe zu kriegen.

Sicherheit, das bedeutet nicht nur ein Platz zum Schlafen, das heißt auch eine Adresse zu haben. "Ohne Anschrift ist man in Deutschland nicht existent", sagt Sozialarbeiterin Gaßmann. Einen Personalausweis zu beantragen ist deshalb nicht selten eines der ersten Dinge, die erledigt werden müssen. Für viele Bewohner wird das Haus, das gestern sein 50-jähriges Bestehen gefeiert hat, zum Zuhause für viele Jahre. Die Einrichtung ist einfach, rund 40Schlafplätze gibt es in den Einzel- und Doppelzimmern für wohnungslose Männer. Entscheidend sind andere Dinge, wie Menschen, die sich kümmern oder täglich eine warme Mahlzeit.

"Auch gutes Essen kann Fürsorge und Heimat bedeuten", sagt Gaßmann. Seit zehn Jahren arbeitet sie in der Einrichtung der Diakonie. Einfach sei das nicht immer. Viele Männer sind verwahrlost oder alkoholabhängig. Dennoch sei es eine schöne Aufgabe. Eine, zu der in erste Line auch Akzeptanz gehört. "Niemand soll und kann bei uns geändert werden." Zum Klientel gehören Männer, die ihre Wohnung verloren haben oder aus der Haft entlassen wurden. Ein Anstieg des Bedarfs an Heimplätzen sei nicht zu verzeichnen, so Gaßmann. In Städten mit wenig bezahlbarem Wohnraum hingegen steige er.

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