Live-Erlebnis für Einsteiger: Neue Musik im Skulpturenpark

Die „Tonleiter“-Reihe startet in die dritte Saison. Gerald Hacke setzt erneut auf „zeitgenössische Klassik“.

Wuppertal. „Neue Musik muss man live erleben.“ Gerald Hacke weiß, wovon er spricht. Und so wird bei „seinen“ Konzerten auch genau das getan: geredet. „Wir musizieren nicht nur, wir sprechen auch eine ganze Menge“, erklärt der Klarinettist mit einem Lächeln und professionellem Taktgefühl.

Als künstlerischer Chef der „Tonleiter“-Reihe macht er aus dem Pavillon in Tony Craggs Skulpturenpark zum dritten Mal einen Konzertsaal: „Zeitgenössische Klassik“ möchte Hacke den Parkbesuchern näherbringen. Vier Abende hat er dafür Zeit.

Darüber zu reden, ist ihm entsprechend wichtig. „Neue Musik gilt als unnahbar und schwer zugänglich“, betont der Wuppertaler, der deshalb schon in der dritten Saison einen ganz speziellen Weg einschlägt. Während andere Musikerherzen höher schlagen, wenn sie vor reinem Fachpublikum im Einsatz sind, freut sich Hacke, dass die meisten Zuhörer der „Tonleiter“-Konzerte keine Kenner der Szene sind.

Schließlich möchte der künstlerische Leiter gerade jene erreichen, die Neue Musik zum ersten Mal hören und schlichtweg neugierig sind — auf die Töne, den Veranstaltungsort und die Geschichten drumherum.

„Die Idee der Reihe ist, einem Publikum, das kein Spezialpublikum ist, die Vielfalt der Neuen Musik zu vermitteln“, betont Hacke. „Gerade das Vermitteln ist das Spannende.“ Und so erzählt er von den Stücken, den Spieltechniken, den Kompositionen.

Im Wuppertaler Sinfonieorchester hat es der Klarinettist meist mit altbewährten Melodien — mit Bach, Brahms und Mozart — zu tun. Im Skulpturenpark hingegen kann er sein Faible für Neue Musik ausleben und mit allerlei Vorurteilen aufräumen. „Die Musik des 20. Jahrhunderts ist genauso spannend, abwechslungsreich und emotional wie die Musik des 19. Jahrhunderts.“

Zwar locke die Jazz-Reihe „Klangart“ erwartungsgemäß mehr Gäste in den Park, trotzdem sind Hacke und seine Mitstreiter — darunter vor allem Kollegen aus dem Sinfonieorchester — sichtlich zufrieden. „Wir haben im Schnitt 130 Zuhörer, manchmal sind es auch 150“, bilanziert Hacke. „Das ist für eine Neue-Musik-Reihe eine sensationelle Größenordnung.“ Dabei ziehen wohl weniger Komponistennamen wie Bohuslav Martinu oder Zhou Long, sondern spielt vor allem die „einmalige Atmosphäre“ eine entscheidende Rolle, wie Hacke weiß: „Im Winter war hier einmal alles zugeschneit, trotzdem kämpften sich 50 Gäste bis zum Glaspavillon durch. Während wir spielten, sahen wir die Schneeflocken rieseln. In welchem Konzertsaal gibt es das schon?“

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