Kleine Kunstfreunde reisen in die Museumswelt

Im Von der Heydt-Museum entdecken junge Besucher die Sammlung Jean Gigoux.

Elberfeld. Er ist eitel, belesen, streitbar, ausgebildet und clever: Am Samstag gab sich Salon-Maler Jean Gigoux selbst die Ehre und kam höchstselbst aus dem 19. Jahrhundert gereist, um 45 Kinder durch seine enzyklopädische Sammlung zu führen.

Mit dem Star gab es Werke weltbedeutender Künstler zwischen Renaissance und Romantik zu bewundern, die derzeit im Von der Heydt-Museum (bis zum 23. Februar) zu sehen sind. Die größte Entdeckung waren am Samstag allerdings die Kinder selbst: Unter dem Motto „Die Zeiger stehen auf Kunst“ wurden die unter den Augen des erfahrenen Jean Gigoux (gespielt von Benjamin Floer) zu echten Nachwuchskünstlern.

Die Kinderzeitreise in die Kunst beginnt vor dem restaurierten Monumentalgemälde des Maler-Genies Gigoux selbst: „Die letzten Augenblicke im Leben von Leonardo da Vinci“. Zu sehen ist ein greiser Leonardo vor der letzten Beichte — auf gut 20 Quadratmetern. Gigoux gibt Einblicke, berichtet aus seinem Leben, erzählt von seiner Heimat, der französischen Uhrenstadt Besancon. Danach gehen seine jungen Zuhörer von fünf bis zwölf Jahren auf Entdeckungsreise: In Kleingruppen erfahren sie unter anderem was ein Selbstportrait ist. Vor dem Gemälde „Zwei junge Seehunde am Ufer“ (um 1650) von Künstler Paul de Vos werden die Fünf- und Sechsjährigen selber aktiv. Mit Graphitstiften zeichnen sie unter der Anleitung von Museumsmitarbeiterin Cordula Sauer die gesehene Szene nach.

In einer anderen Gruppe wird der neunjährige Can kurzerhand verkleidet. Er bekommt einen Mantel umgelegt und eine Brille aufgesetzt, was bei den übrigen Kindern gehöriges Lachen auslöst. Can soll den „Kopf eines Greises“ von Maler Anthonis van Dyck nachstellen. „Was könnt ihr auf dem Bild sonst noch sehen“, möchte Gruppenleiterin Andrea Raak von den auf dem Boden hockenden Kindern wissen.

Die Zehn- bis Zwölfjährigen sind da schon weiter. Sie üben sich in filigranen Zeichnungen. Als Vorlage dient die Büste „Jean Gigoux“ des französischen Bildhauers Aimé Jules Dalou. „Kunst berührt und kann ein Herzensöffner sein. Viele Kinder kommen viel zu selten ins Museum, dabei gibt es hier viel zu entdecken“, sagte Museumspädagogin Julia Dürbeck. Abschließend ging es für alle in eine tickende Uhrenwerkstatt: Angeregt durch die gesehenen Portraits und Zeichnungen wurden eigene Uhren zu Kunstwerken gestaltet. Die kreativsten „Uhrmacher“ unter ihnen waren Hauke Madry (5), Nadia Teniz (9) und Johanna Goecke (11).

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