Jugendprojekt "Echt stark": Konfliktlösung mit Wasserflasche

Das Projekt bringt Jugendlichen bei, mit Konflikten umzugehen. Jetzt wird es um fünf Jahre verlängert.

Wuppertal. Jugendarbeit ist nötig, kostet aber Geld. Damit sind die Kommunen nicht gerade üppig ausgestattet. Doch je mehr es an Finanzen mangelt, je mehr die Armut sichtbar wird, desto rasanter wächst die Frustration unter Jungendlichen. Eine beherzte Gegenmaßnahme ergriffen das Berufskolleg Elberfeld, die Stadt Wuppertal und die Polizei bereits 2008.

Damals schlossen sie einen Kooperationsvertrag über das Projekt „Echt stark“, das körperlicher und verbaler Gewalt unter Jugendlichen vorbeugen soll. Am Mittwoch verlängerten sie im Elberfelder Haus der Jugend ihr Abkommen um fünf Jahre.

Was im Rahmen der Vereinbarung recht umständlich unter dem Begriff „Ordnungspartnerschaft“ firmiert und — in gleichfalls sperriger Formulierung — dazu dienen soll, „soziale Kompetenzen“ zu entwickeln, erweist sich in der Praxis als handfestes Unternehmen. Da wird im halbtägigen Arbeitskreis erörtert, wie gut die Klassengemeinschaft funktioniert. Im Beisein von zwei Trainern stellen die Jugendlichen fest, dass Teamarbeit ein Plus des Klassenverbundes ist, während es sich andererseits als Minus erweist, dass man sich leider nicht auf jeden verlassen kann.

Dergleichen lässt sich auch spielerisch erfahren. Da bildet die Klasse einen Kreis, in dem jeder am Nachbarn zerrt, um ihn ins Zentrum zu ziehen. Fällt eine der dort aufgestellten Wasserflaschen um, weil der Schwächste im Kreis den Mittelpunkt erreicht hat, endet die Kraftmeierei und die Gruppe formiert sich neu. Neben solchen Übungen, die eine Bereitschaft zur Problemlösung ansteuern, gibt es auch Gesprächsrunden, in denen Jugendliche etwa die Regeln für ein gutes Gespräch lernen. Darin vermitteln die Trainer, dass Kritik am Verhalten des anderen nur dann förderlich ist, wenn zugleich eine bessere Lösung angeboten wird.

Weil dies leider oft nicht beherzigt wird, kommt es im Alltag im ungünstigsten Fall zu Prügeleien und damit zu Polizeieinsätzen. Dass die zur Hilfe gerufenen Ordnungskräfte keine Feinde sind, erfahren die Schüler in Gesprächsrunden mit Polizisten. Claus Beumker, Klassenlehrer an der Berufsfachschule, bestätigt den positiven Effekt einer solchen Begegnung auf Augenhöhe.

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