Jakob Walser: TV-Debüt an der Seite des berühmten Vaters

Für den „Tatort“ stand der 32-Jährige gemeinsam mit Edgar Selge vor der Kamera.

Wuppertal. Wie der Dreh mit dem eigenen Vater war? Jakob Walser überlegt. Dann gibt er eine Antwort, die überrascht — weil sie nicht etwa überschwänglich in Pathos versinkt, sondern nach tiefen Glücksgefühlen und damit alles andere als oberflächlich klingt. „Es war sehr schön“, sagt der Schauspieler mit ruhiger Stimme. „Es ist schön, wenn man merkt, wie fremd einem ein Mensch werden kann, der einem so vertraut ist. Das irritiert zunächst.“

Vater und Sohn spielen Vater und Sohn: Das klingt eigentlich zu schön, um Fernseh-Realität zu sein. Wenn der Vater dann auch noch Edgar Selge heißt, Grimme-Preisträger ist und zu den bekanntesten TV-Gesichtern der Nation zählt, wird die Sache umso spannender — zumal sein Sohn, Jakob Walser, zum allerersten Mal vor der Kamera stand. So war es alles andere als ein ganz „normaler“ Dreh: Für den neuen „Tatort“ aus Berlin, den das Erste morgen um 20.15 Uhr sendet, spielte Selge einen Kindesentführer. Unterstützung gab’s von der eigenen Familie, denn der Apfel fällt manchmal auch in der Bühnen-Landschaft nicht weit vom Stamm. Selges Sohn ist im selben Metier zu Hause: Seit dieser Saison gehört Jakob Walser zum Ensemble der Wuppertaler Bühnen.

Doch selbst die Kollegen waren bislang ahnungslos, was — und vor allem mit wem — Walser in Berlin getan hat. Denn der 32-Jährige ist keiner, der laute Töne anschlägt oder gar mit dem Namen des prominenten Vaters „hausieren“ geht. Als die WZ den „Tatort“ am Freitag im Opernhaus zum Thema machte, war die Verblüffung überraschend groß. Dabei dürfte es der Neu-Wuppertaler durchaus gewohnt sein, auf seinen berühmten Nachnamen angesprochen zu werden. Fakt ist: Jakob Walser ist der Enkel von Schriftsteller Martin Walser und der Sohn der Schauspielerin Franziska Walser. Tatsache ist auch, dass er schon zu Schulzeiten gerne Theater machen wollte.

Im ersten Anlauf — beim Vorsprechen an Schauspielschulen — klappte es allerdings nicht mit der Profi-Karriere. „Ich bin dann zu Plan B übergangen und habe Geschichte und Politik studiert“, erklärt der gebürtige Bayer. Doch der Wunsch, in die Fußstapfen seiner Eltern zu treten, ließ ihn nicht los. „Ich habe während des Studiums immer wieder Theater gespielt und es dann nach dem Studienabschluss noch einmal versucht. Altersmäßig war das ja die letzte Chance.“ Walser nutzte sie — und absolvierte eine Schauspielausbildung an der Universität der Künste in Berlin.

Dass er inzwischen festes Ensemblemitglied in Wuppertal ist, gefällt ihm: „Ich fühle mich wohl hier.“ Wo genau er am liebsten ist? „Wenn das Wetter mal gut ist: gerne auf der Hardt. Und ich gehe oft durch die Straßen auf dem Ölberg.“ Dort wohnt der Schauspieler auch seit wenigen Monaten. Mehr Zeit als in der neuen Wohnung dürfte er aber im Opernhaus verbringen — bei Proben, Besprechungen und Auftritten.

15 000 Gäste haben ihn zuletzt bei 29 märchenhaften Auftritten erlebt: Im Weihnachtsstück („Kalif Storch“) war Walser ein verwunschener Prinz. Weitaus mehr Zuschauer dürften es allerdings morgen sein. Was er macht, wenn ein Millionenpublikum den „Tatort“ einschaltet? „Ich weiß noch nicht, ob ich mir die Folge noch einmal anschaue“, sagt er. Sehen durfte er sie bereits. Wie es war? Auch diese Antwort will überlegt sein: „Es war sehr spannend, aber auch sehr merkwürdig, sich selbst zu betrachten. Man kann ja nichts mehr ändern und sieht nur, was man getan hat.“

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