Hanna Lemke: Autorin auf dem Weg zum Ruhm

Die 29-Jährige hat mit ihrem ersten Buch großen Erfolg – und bleibt bescheiden.

Wuppertal. Das Gefühl, Bücher zu signieren und Autogramme zu geben, findet sie noch immer seltsam. Vielleicht liegt das daran, das Hanna Lemke ein noch ganz neuer Stern am deutschen Autorenhimmel ist, sie sich an diesen Grad der Prominenz erst noch gewöhnen muss. Vielleicht aber liegt es schlichtweg am Charakter der Wuppertalerin - großes Tamtam um sich zu machen, ist der 29-Jährigen fremd.

Überaus sympathisch und in sich ruhend also schrieb sie Bewunderern bei ihrer jüngsten Lesung in den heimischen City-Arkaden Nettes hin. Die Autorin der viel beachteten Geschichtensammlung "Gesichertes" hat viel für andere Menschen übrig, das merkt der Leser ebenso bei der Lektüre ihrer Kurzgeschichten. Da purzeln Leute exzessiv durchs Leben, ob beim Autofahren oder nächtlichen Durchfeiern, und Hanna Lemke macht sich nie lustig, ist nie arrogant, sondern stets beschreibend.

"Die Figuren mögen diesen Schwebezustand", erklärt sie unaufgeregt. "Ich habe große Sympathie für sie und ihre Haltung." Ausgangspunkte für die Erzählungen der Schriftstellerin, die nach dem Abi am Kothen in Leipzig studierte, sind nie Freunde oder Menschen aus dem direkten Umfeld. "Damit hätte ich ein moralisches Problem, da bin ich zu skrupolös, um Bekannte einfach eins zu eins abzubilden." Außerdem möchte sie beim Schreiben frei sein, also entwickelt sie neue Personen. Weglassen, ohne dem Leser die Verständisgrundlage zu entziehen, ist ihr stilistischer Ansatz. Und der gelingt.

Als Hanna Lemke 17 Jahre alt war, setzte erstmals der Schreibimpuls ein. Zunächst gar nicht, weil sie Besonderes erzählen wollte. "Ich sitze gerne am Schreibtisch und arbeite gerne mit Sprache." Nach dem ersten Buch-Erfolg , arbeitet die Wahl-Berlinerin, die durch die Eltern noch immer stark mit Wuppertal verbunden ist und Stadtbummel durch Elberfeld und Spaziergänge über die Hardt am meisten liebt, nun am zweiten Werk.

"Vielleicht hätte der Verlag als nächstes gerne einen Roman", lacht sie. "Ich habe gerade angefangen, Ideen für Figuren zu entwickeln, die in Kurzgeschichten nicht hineinpassen." Es könnte also gut eine Erzählung werden.

Durch den Erfolg mit "Gesichertes" hat sich eigentlich nichts in ihrem Leben verändert. Außer: das "Schreibgefühl ist ein anderes. Es ist ein Unterschied, ob man ins Blaue hinein schreibt oder einen festen Abgabetermin hat". Schreibroutine hat sie längst entwickelt: " Ich setze mich gern schon vormittags hin, und dann mag ich es, um 17Uhr, den Griffel fallen zu lasen und Feierabend zu machen."

Dann taucht sie gerne in Literatur ein, Simone de Beauvoirs "Das andere Geschlecht" hat sie sich als nächstes vorgenommen, Peter Stamm ist ein gern gelesener Autor - und "Übers Eis" von Peter Kurzek. "Nichts Dramatisches, sondern ein existentielles Unsicherheitsgefühl, das fand ich großartig." Ob das auch literarische Vorbilder sind? Anregungen, vielleicht. Hanna Lemke hat ihren eigenen Blick auf die Dinge des Lebens - und eine unprätentiöse Art, darüber zu schreiben.

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