Gerd Borghoff: Der Mann mit den Wunderhänden

Einst war Gerd Borghoff Schiffskoch, dann machte er Rennfahrer fit. Heute konzentriert er sich auf seine Wuppertaler Praxis.

Heckinghausen. Er hat nicht allein heilende Hände, er ist ein guter Zuhörer - und hat was zu erzählen. "Das waren die Zeiten, da waren wir an einem Tag zum Training in Australien, von da ging es nach Schweden und dann nach Brasilien." Von diesen Jahren, in denen Gerd Borghoff als Physiotherapeut in der internationalen Motorradsportszene mitmischte, berichtet der Wuppertaler tolle Geschichten.

Witzig, selbstironisch und immer mit Sinn für die Pointe erzählt er vom Wuppertaler Stefan Prein, von Legende Michael "Mick" Doohan oder Martin Wimmer. Sie alle waren seine Schützlinge. "Die habe ich nicht nur wieder eingerenkt. Wenn die auf der Rennstrecke gestürzt waren, habe ich ihnen zugehört und gecheckt, wo es in der Seele zwickt."

Während Borghoff derlei Anekdoten am laufenden Band erzählen kann, fällt es ihm schwer, über Wayne Rainey zu sprechen. Über jenen Tag 1993, an dem sein Schützling verunglückte und seitdem querschnittsgelähmt ist. "Da brauchte ich Abstand von der Rennstrecke." Anstelle 120.000 bis 150.000 Flugmeilen per anno zu absolvieren, blieb der "Mann mit den Wunderhänden", wie ihn Weggefährten nennen, lieber in seiner Praxis in Heckinghausen, die er seit April 1984 hat.

Die Prominenz aus Politik und Wirtschaft sitzt bei ihm im Wartezimmer neben der hüftoperierten Barmerin oder dem Kriminalinspektor. Zur Physiotherapie ist der gebürtige Elberfelder, der in Barmen groß wurde, nach einem ersten Leben als Schiffskoch bei der Handelsmarine gekommen - und zählt nun zu den Besten seiner Zunft.

Heute wird Borghoff 60 und fügt an: "Es ist manchmal schwierig, mit mir auszukommen." Mutter Elisabeth, genannt Liesel, ergänzt: "Zwei von Deiner Sorte hält keiner aus." Gemeint ist damit weniger die Dampfplauderei. "Ich denke über vieles nach, grübele oft." Neben dem Drama 1993 haben Gerd Borghoff ein Herzinfarkt (2001) und ein Aorta-Riss (2004) innehalten lassen.

"Nun bin ich ruhiger geworden", lacht er. Er fährt nur noch Harley, will den Geburtstag mit Ehefrau Trixi und Freunden auf Mallorca feiern. Aber da ist noch das unbestätigte Gerücht aus Rennsport-Kreisen, Ex-Grand-Prix-Fahrer Martin Wimmer habe nicht bloß zusammen mit dem Kollegen Ralf Waldmann die deutsche Traditionsmarke MZ gekauft. Als Physiotherapeut im Gespräch - Gerd Borghoff

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