Wuppertaler Traditionskneipen Fensterverkauf und ein Pferd am Tresen

Das Wirtschaftswunder wird dieses Jahr 33. Die Geschichte der Kneipe reicht weiter zurück.

Wuppertaler Traditionskneipen: Fensterverkauf und ein Pferd am Tresen
Foto: Stefan Fries

Elberfeld. Hunderte Live-Events, ein Schießstand mitten im Lokal und ein echtes Pferd am Tresen — das ist die kuriose Bilanz einer rund 100-jährigen Gastronomie-Historie an der Wiesenstraße 17. Dort, wo sich heute seit fast 33 Jahren das „Wirtschaftswunder“ befindet, wurden schon Jahrzehnte vor Eröffnung des kultigen “Feinbiergeschäfts“ Partys gefeiert und Bier ausgeschenkt.

Anfang des 19. Jahrhunderts soll sich in den Räumen der heutigen Kneipe die „Restauration Vogler“ befunden haben. Auch ein Schützenverein soll das Lokal für seine Treffen genutzt haben. „Früher gab es hinter dem Haus einen Schießstand“, weiß Barmann Thorsten Just (45). Danach soll der „Nordstern“ in den Räumlichkeiten gewesen seien, in denen seit 1983 das „WiWu“ ist. Aber den chronologischen Verlauf bekommen auch die Stammgäste des Wirtschaftswunders kaum zusammen. Kein Wunder: Da waren viele der eingefleischten Gäste noch nicht auf der Welt oder höchstens im Kindesalter.

Seit 33 Jahren kommt Angelika Rusche-Mansel schon ins Wirtschaftswunder und erinnert sich noch daran, dass es einen „Fenster-Verkauf“ aus der Kneipe zur Straße hin gab. „Durch das Fenster wurden Zigaretten, Bier und anderer Alkohol verkauft. Damals war es auch üblich, dass die Väter ihre Söhne mit Bierkrügen von zu Hause aus losschickten und sie frisch gezapftes Bier holen ließen“, erinnert sie sich. An die wohl kurioseste Geschichte erinnert sich Thorsten Just: „Ein Gast, der beim Zirkus arbeitete, soll eine Wette gegen den ersten Wirtschaftswunder-Wirt verloren und am nächsten Tag einen Schimmel mit in die Kneipe gebracht haben.“

Vergangenen März übernahmen Thorsten und Ehefrau Kai-Antje Just (38) das „Wirtschaftswunder“. „Früher galt die Kneipe als sozialer Treffpunkt. Wer auf der Suche nach Leuten, Hilfe oder einfach nur nach Kommunikation und Spaß war, kam hierher“, erklärt Bar-Chefin Kai-Antje Just. Dass die alten Kneipen-Werte im Wirtschaftswunder noch gelebt werden, schätzen die Gäste. Klaus Werth (58) kommt mehrmals die Woche: „Der Laden ist wie ein zweites Wohnzimmer für mich“. Auch die Cousinen Frauke (54) aus Stuttgart, Eva (37) aus Unterbarmen und Angelika (55) vom Rott halten hier regelmäßig ihren Mädels-Treff ab und genießen die Konzerte.

Den 33. Geburtstag wird das „WiWu“ den März über feiern.

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