Er brachte das Alphorn nach Wuppertal

Man hört es nicht nur auf der Alm: Der Musiker Arkady Shilkloper hat das Schweizer Alphorn nach Wuppertal gebracht.

Wuppertal. Das Alphorn gehört auf die Schweizer Alm wie die Löcher in den Käse. Doch jetzt ist das hölzerne Instrument, mit dem man ohne Probleme Blumenkästen aus dem zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses angeln könnte, auch in Wuppertal heimisch geworden. Allerdings war es kein Schweizer, der das Instrument in die Stadt brachte - sondern der russische Hornist Arkady Shilkloper, der mit seiner Familie seit 2003 an der Schwarzbach wohnt.

Eigentlich ist der gebürtige Moskauer ausgebildeter klassischer Musiker. Eigentlich. Denn er spielt Wald- und Flügelhorn nicht nur im Orchester, sondern setzt die Instrumente - man mag es kaum glauben - auch gekonnt im Jazz ein. Damit hat sich Shilkloper auch über die Landesgrenzen hinaus einen Ruf geschaffen. Er gilt weltweit als einer der besten Virtuosen auf dem Alphorn. Und tatsächlich, die Töne, die der Musiker seinem Instrument entlockt, sind faszinierend. Behäbig klingt das nicht, vielmehr sind die Laute leicht und beweglich. Wenn der 52-Jährige ansetzt, singt und jauchzt das Instrument, dann wieder blubbert und schmatzt es.

Soviel Können kommt nicht von ungefähr. Während andere Kinder im Alter von zehn Jahren auf dem Spielplatz toben, besuchte Shilkloper die Moskauer Militär-Musik-Schule. Dort brachte man ihm bei, das Horn zu spielen - damals noch die klassische Variante. Nach dem Militärdienst ist Shilkloper sich sicher. Er will Musik studieren. Fünf Jahre paukt er an der Gnesin Musik Akademie. Schon im zweiten Studienjahr wird er Orchestermitglied am berühmten Moskauer Bolschoi-Theater. 1985 wechselt er zu den Moskauer Philharmonikern. 1989 schließlich ist Schluss. Shilkloper macht sich frei vom Orchester und wird selbstständiger Künstler.

2003 kommt der Russe jüdischer Abstammung nach Deutschland - als sogenannter Kontingentflüchtling. Die Freunde sind der Grund, warum Shilkloper sich in Wuppertal niederlässt. Aber auch aus beruflicher Sicht ist die Stadt für den Musiker interessant: 1998 hatte ihn Jazz-Experte Dieter Fränzel zu einem Konzert eingeladen, 2001 holte Peter Kowald ihn mit seinem Moscow Art Trio zum Pina Bausch-Festival.

Längst ist die Familie Shilkloper heimisch geworden in der Stadt. "Doch für mich ist es eigentlich egal, wo ich wohne. Denn ich lebe in der ganzen Welt", sagt der Musiker. Kein Wunder, Shilkloper ist als Musiker gefragt und eigentlich ständig auf Reisen. Trotzdem seien Deutschland, Österreich und die Schweiz ihm die liebsten: "Ich mag die Ordnung. Die deutsche Mentalität passt zu mir."

Für das Alphorn hat sich der Russe lange Zeit übrigens überhaupt nicht interessiert. Bis er einen Freund besuchte, der damals bei den Duisburger Sinfonikern beschäftigt war und nebenher Alphorn spielte. Der Kollege hatte ein hochwertiges Alphorn übrig. Da wurde Shilkloper dann doch neugierig. Kurz entschlossen tauschte er das Instrument gegen eines seiner klassischen Hörner. In Moskau schließlich stand das fast vier Meter lange Instrument über Wochen ungenutzt in einer Zimmerecke. Doch dann hat es den Musiker gepackt: "In einem Solo-Jazzkonzert spielte ich das letzte Stück mit dem Alphorn. Das war für alle eine große Überraschung." Mit Shilkloper fand das Alphorn Eingang in den Jazz und dort verblüfft und begeistert es nach wie vor die Zuhörer - wenn es singt und blubbert und jauchzt.

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