Ein Hinterhof-Konzert für die gute Seele der Siedlung

Jörg Stölting hat für seine 83-jährige Nachbarin ein Konzert im Hinterhof organisiert.

Elberfeld. "Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg", lautet eine uralte Kalenderweisheit. In einer hübschen Variante hat den Sinnspruch jetzt Jörg Stölting umgesetzt: Weil seiner Lieblingsnachbarin Erika Schröck, nach eigenem Bekunden ein "richtiger Opernfan" ("ich liebe gute Musik über alles"), ausgedehnte Besuche im Opernhaus aus gesundheitlichen Gründen inzwischen verwehrt sind, brachte er die Musik kurzerhand zu der sympathischen Seniorin.

Während andere sich am Sonntagabend in Inga Lindströms oder Schimanskis Fernsehwelten aufhielten, erschallten für sie zwischen blühenden Rosenstöcken im Sonnenuntergang ihres Gartens Lieblingsmelodien von Giacomo Puccini bis Giuseppe Verdi beim Privatkonzert. "Ich bin vollkommen gerührt", erklärte die 83-Jährige. "Ich wollte gar nicht glauben, dass es so etwas Nettes gibt", beschrieb sie ihren Gefühlszustand, als Stölting sie zum sonntäglichen Hauskonzert an der Schusterstraße bat.

"Das hat mich sehr berührt", so die alte Dame, die zusammen mit der Hausgemeinschaft und etwa 30 assoziierten Freunden, darunter "Morena"-Chefin Bettina Brüntrup, das Freiluftkonzert, dargeboten von Sopranistin Irmke von Schlichting und Pianistin Michiko Tashiro, genoss.

Und auch Stölting war hocherfreut. "Frau Schröck ist so etwas wie der gute Geist dieser Hausgemeinschaft", beschreibt er seine Lieblingsnachbarin. Mit Rat und Tat ist sie "immer für andere da", nimmt Pakete an, wenn der Adressat im Büro weilt, oder hat die fehlende Zutat, die beim spontan gekochten Abendbrot aus schnödem Essen eine Lieblingsmahlzeit macht. "Eigentlich überlege ich schon seit einem Jahr, wie ich für all ihre guten Taten bedanken kann."

Die zündende Idee mit dem Opernabend hatte er vor drei Wochen. Organisiert war die Veranstaltung dann relativ schnell. Denn Irmke von Schlichting, ebenso wie Michiko Tashiro Studentin an der hiesigen Musikhochschule, ist eine gute Freundin, die sich spontan bereit erklärte, das ungewöhnliche Konzert zu geben. "Ich wollte das alles ganz persönlich und im kleinen Rahmen haben", so Stölting.

Zur Einstimmung gab es für alle Besucher - bis auf Erika Schröck und drei weitere Damen aus der Hausgemeinschaft, die auf blauen Gartenstühlen platziert wurden, saßen die anderen Zuhörer in gemütlicher Camper-Manier auf die Wiese - ein Glas Sekt. Zwei mal 15 Minuten gab es Opernmelodien und hoch erfreute Gesichter. "Was für ein wundervoller Abend. Ich genieße jede Sekunde", bekannte Hauptperson Erika Schröck. "Das nächste Konzert würde ich mit mehr Sitzgelegenheiten organisieren", lautete für Stölting das pragmatische Fazit des rundherum gelungenen Musikabends.

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